Neue Zürcher Zeitung, Deutschland
12. April 2005
"Flight diplomacy: between Ankara & Yerevan:
Armenian tourists discover Turkey
"Flugdiplomatie" zwischen Ankara und Erewan
van Gent A.
Armenische Touristen entdecken die Türkei
Die Regierung in Ankara hat Ende letzter Woche einer Flugverbindung
zwischen der Mittelmeerstadt Antalya und der armenischen Hauptstadt
Erewan zugestimmt. Das meldeten türkische Medien am Wochenende.
Ankaras Geste sei als "Flugdiplomatie" zu verstehen und solle die
armenisch-türkischen Beziehungen angesichts des herannahenden 24.
Aprils entspannen, schrieb die englischsprachige Zeitung "Turkish
Daily News". Am 24. April 1915 war die Zwangsevakuierung der Armenier
aus dem Osmanischen Reich angeordnet worden. Bei Todesmärschen kamen
Hunderttausende von Armeniern ums Leben. Nach verbreiteter Auffassung
handelte es sich bei diesem Geschehen um Völkermord. Die offizielle
Türkei verwahrt sich vehement gegen diese Bewertung der Ereignisse.
Zum Baden und Arbeiten nach Antalya
Die Türkei und Armenien unterhalten keine diplomatischen Beziehungen,
was eigentlich Flugverkehr zwischen den beiden Nachbarländern
verhindern müsste. Das türkische Aussenministerium habe mit seiner
Erlaubnis für die neue Flugverbindung auf eine Anfrage der
armenischen privaten Fluggesellschaft Armavia reagiert, hiess es
knapp in Ankara. Armavia soll von Mai bis September einmal in der
Woche zwischen Erewan und Antalya fliegen. Der Mittelmeerhafen der
Türkei ist offenbar neuerdings für Armenier ein beliebter
Touristenort. 20"000 armenische Touristen besuchen laut der Website
von CNN-Türk die Türkei im Winter; im Sommer steigt die Zahl auf
50"000. Bei der Ankunft müssten die Besucher 10 Dollar bezahlen für
ein Monatsvisum, das viele von ihnen auch für Gelegenheitsarbeiten
benützten. Armavia fliegt gemeinsam mit den Armenian Airlines seit
mehreren Jahren zweimal in der Woche zwischen Istanbul und Erewan.
Die Fluggesellschaft benützt zudem türkische Flugkorridore für andere
Destinationen.
"Geste guten Willens"
Ob die neue Flugbewilligung die bilateralen Beziehungen tatsächlich
entspannen kann, ist allerdings fraglich. Armenier sind derzeit am
Lobbyieren, damit die Vereinigten Staaten 90 Jahre nach der
Vertreibung die Massaker von 1915 als Völkermord anerkennen. Genau
das will Ankara aber verhindern. Ankara weist die Genozidvorwürfe
vehement zurück; gleichzeitig ist es durch diese tief verunsichert.
Bezeichnend ist, dass die Meldung über die Flugroute Erewan-Antalya
in der Presse als "Geste guten Willens" gepriesen wurde. Dass Armavia
schon letztes Jahr Antalya angeflogen hatte und die Route
infolgedessen nichts Neues ist, ging dabei unter.
12. April 2005
"Flight diplomacy: between Ankara & Yerevan:
Armenian tourists discover Turkey
"Flugdiplomatie" zwischen Ankara und Erewan
van Gent A.
Armenische Touristen entdecken die Türkei
Die Regierung in Ankara hat Ende letzter Woche einer Flugverbindung
zwischen der Mittelmeerstadt Antalya und der armenischen Hauptstadt
Erewan zugestimmt. Das meldeten türkische Medien am Wochenende.
Ankaras Geste sei als "Flugdiplomatie" zu verstehen und solle die
armenisch-türkischen Beziehungen angesichts des herannahenden 24.
Aprils entspannen, schrieb die englischsprachige Zeitung "Turkish
Daily News". Am 24. April 1915 war die Zwangsevakuierung der Armenier
aus dem Osmanischen Reich angeordnet worden. Bei Todesmärschen kamen
Hunderttausende von Armeniern ums Leben. Nach verbreiteter Auffassung
handelte es sich bei diesem Geschehen um Völkermord. Die offizielle
Türkei verwahrt sich vehement gegen diese Bewertung der Ereignisse.
Zum Baden und Arbeiten nach Antalya
Die Türkei und Armenien unterhalten keine diplomatischen Beziehungen,
was eigentlich Flugverkehr zwischen den beiden Nachbarländern
verhindern müsste. Das türkische Aussenministerium habe mit seiner
Erlaubnis für die neue Flugverbindung auf eine Anfrage der
armenischen privaten Fluggesellschaft Armavia reagiert, hiess es
knapp in Ankara. Armavia soll von Mai bis September einmal in der
Woche zwischen Erewan und Antalya fliegen. Der Mittelmeerhafen der
Türkei ist offenbar neuerdings für Armenier ein beliebter
Touristenort. 20"000 armenische Touristen besuchen laut der Website
von CNN-Türk die Türkei im Winter; im Sommer steigt die Zahl auf
50"000. Bei der Ankunft müssten die Besucher 10 Dollar bezahlen für
ein Monatsvisum, das viele von ihnen auch für Gelegenheitsarbeiten
benützten. Armavia fliegt gemeinsam mit den Armenian Airlines seit
mehreren Jahren zweimal in der Woche zwischen Istanbul und Erewan.
Die Fluggesellschaft benützt zudem türkische Flugkorridore für andere
Destinationen.
"Geste guten Willens"
Ob die neue Flugbewilligung die bilateralen Beziehungen tatsächlich
entspannen kann, ist allerdings fraglich. Armenier sind derzeit am
Lobbyieren, damit die Vereinigten Staaten 90 Jahre nach der
Vertreibung die Massaker von 1915 als Völkermord anerkennen. Genau
das will Ankara aber verhindern. Ankara weist die Genozidvorwürfe
vehement zurück; gleichzeitig ist es durch diese tief verunsichert.
Bezeichnend ist, dass die Meldung über die Flugroute Erewan-Antalya
in der Presse als "Geste guten Willens" gepriesen wurde. Dass Armavia
schon letztes Jahr Antalya angeflogen hatte und die Route
infolgedessen nichts Neues ist, ging dabei unter.