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Massaker an den Armeniern Last der Vergangenheit - Keine Denkmaeler

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    Schweizerische Depeschenagentur AG (SDA)
    SDA - Basisdienst Deutsch
    14. April 2005

    Massacre of Armenians in the past - No Armenian monuments in Turkey's
    past

    Massaker an den Armeniern Last der Vergangenheit - Keine Denkmaeler
    fuer Armenier in der Tuerkei Hintergrund

    Von Ingo Bierschwale, dpa

    Istanbul

    Denkmaeler, die an Graeueltaten "armenischer Banden" an der
    muslimischen Bevoelkerung erinnern, werden in der Tuerkei noch immer
    errichtet. Fuer die bis zu 1,5 Millionen Opfer der Massaker an den
    Armeniern erinnert auch 90 Jahre nach Beginn der Vertreibungen kein
    einziges Denkmal.

    "Auch ich habe meine Vorfahren verloren, aber ich kann ihrer am 24.
    April nicht gedenken", sagt Hirant Dink, Chefredaktor der armenischen
    Wochenzeitung Agos bei einer Anhoerung im tuerkischen Parlament.

    "Wie sehr wollen Sie Ihrer Geschichte denn noch gedenken?", lautete
    die Antwort einer Abgeordneten der islamisch-konservativen
    Regierungspartei AKP. "Sie haben doch ueberall in der Welt Denkmaeler
    aufgestellt."

    Reizthema

    Je mehr der Druck in diesem Jahr auf die Tuerkei zunimmt, desto
    aufgeregter wird das Thema auch in der tuerkischen Oeffentlichkeit
    diskutiert. Wer allerdings, wie der tuerkische Schriftsteller Orhan
    Pamuk, im Streit um die Anerkennung der Massaker als Voelkermord von
    der offiziellen Linie der Leugnung eines Genozids an den Armeniern
    abweicht, begibt sich in Gefahr.

    Pamuk, der mit seinem Ausspruch: "In der Tuerkei sind 30 000 Kurden
    und eine Million Armenier getoetet worden", heftige Reaktionen
    nationalistisch gesinnter Tuerken auf sich gezogen hat, ist
    vorsichtshalber abgetaucht.

    Fuer den Praesidenten der Tuerkischen Historischen Gesellschaft,
    Yusuf Halacoglu, ist der "angebliche Genozid" schlicht eine
    "armenische Luege". "Wenn 1,5 Millionen Armenier umgebracht worden
    sein sollen und diese jeweils zu 500 vergraben wurden, macht das 3000
    Massengraeber. Wo sind diese Massengraeber?"

    Einseitigkeit?

    Andersdenkenden, wie Halil Berktay von der Istanbuler
    Sabanci-Universitaet, der die Deportationen in der Endphase des
    Osmanischen Reiches als "ethnische Saeuberung" bezeichnete, haelt er
    vor, "kein einziges Mal die osmanischen Archive aufgesucht zu haben
    und auch kein Osmanisch zu koennen".

    Auf eine gruendliche Auswertung aller Archive, nicht nur in der
    Tuerkei, setzt auch die Regierung in Ankara, die der Ansicht ist,
    dass die ganze historische Wahrheit noch nicht ans Tageslicht
    gekommen ist.

    "Ich bin ueberzeugt, dass es kein Kapitel in unserer Geschichte gibt,
    dessen wir uns schaemen, das wir ignorieren, vergessen oder
    vertuschen muessten", sagte Ministerpraesident Recep Tayyip Erdogan
    am Mittwoch vor einer Parlamentsdebatte zum Thema "Geschichte der
    tuerkisch-armenischen Beziehungen".

    "Kampagnen"

    "Aus der Luft gegriffene Kampagnen", mit denen die Tuerkei gezwungen
    werden solle, die Massaker an den Armeniern als Voelkermord
    anzuerkennen, fuehrten zu nichts, hatte Erdogan bereits frueher
    gemeint.

    Daher ist kaum anzunehmen, dass Parlament und Regierung eine Anregung
    des Universitaets-Professors Berktay auch nur in Betracht ziehen
    koennten, naemlich zu sagen: "Wir bedauern diese historischen
    Ereignisse", auch wenn die Tuerkei fuer die Geschehnisse von 1915
    nicht verantwortlich gemacht werden koenne. Die Entstehung aller
    Nationalstaaten sei von schmerzlichen und dunklen Kapiteln
    gekennzeichnet.

    In einer Tuerkei, die gerade dieser Tage eine neue nationalistische
    Aufwallung erlebt, duerften diejenigen, die die Vertreibung der
    Armenier zu rechtfertigen suchen, groesseres Gehoer finden. "Das war
    ein Krieg und natuerlich gab es dabei Tote", schrieb der
    "Huerriyet"-Kolumnist Emin Coelasan, der sich gern als Stimme des
    Volkes sieht.
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