Announcement

Collapse
No announcement yet.

Schweiz-Turkei: Briner stellt klar

Collapse
X
 
  • Filter
  • Time
  • Show
Clear All
new posts

  • Schweiz-Turkei: Briner stellt klar

    Schweiz-Türkei: Briner stellt klar

    swissinfo 11. August 2005 21:33

    Die Ständeräte Peter Briner (rechts) und Thomas Pfisterer in der kleinen
    Kammer in Bern. (Keystone)
    Der Präsident der APK des Ständerates, Peter Briner, relativiert seine
    Aussage der Völkermord an den Armeniern werde kein Thema im Rat sein.

    Briner sagte kürzlich, dass es nicht Sache anderer Länder sei, 90 Jahre nach
    den Geschehnissen über die Türkei zu richten.

    Nachdem die Türkei kürzlich den Schweizer Wirtschaftsminister Joseph Deiss -
    offiziell wegen Terminproblemen - ausgeladen hat, will sich die
    Aussenpolitischen Kommission des Ständerates (APK) mit der Absage des
    Besuchs befassen. Dabei wird vermutlich auch der Völkermord an den Armeniern
    zur Sprache kommen - und ob dieser vors Plenum soll.

    Bislang habe es keinen Grund gegeben, in der APK auf das Thema
    zurückzukommen, sagte APK-Präsident Peter Briner am Donnerstag. Er sei zwar
    nach wie vor der Meinung, es sei problematisch, als Richter über andere
    Länder und ihre Vergangenheit aufzutreten.

    Die Deiss-Ausladung gebe nun aber Anlass zur Diskussion, sagte Briner und
    differenzierte sich von seiner in der vergangenen Woche gemachten Aussage,
    der Armenier-Genozid werde im Ständerat kein Thema sein.

    Im Gegensatz zu Ständerat und der Regierung hat die grosse Parlamentskammer,
    der Nationalrat, den Mord an bis 1,8 Mio. Armeniern als Völkermord
    bezeichnet. Die Beziehungen zwischen der Schweiz und der Türkei sind
    deswegen seit einiger Zeit belastet.

    swissinfo: Herr Briner, Sie sagen, dass der Ständerat nie über das Gemetzel
    der Türkei an der armenischen Bevölkerung, welches der Nationalrat als
    Völkermord anerkannte, sprechen werde. Wie stellt sich der Ständerat zu
    diesen Vorgängen?

    Peter Briner: Was ich gesagt habe, wurde entweder falsch zitiert oder beruht
    auf einem Missverständnis, das ist zu bedauern. Gesagt habe ich, dass zum
    Zeitpunkt, als der Nationalrat den Völkermord anerkannte, das Thema im
    Ständerat nicht zur Debatte stand.

    Die Politik unserer Regierung und der Aussenpolitischen Kommission des
    Ständerates ist, dass die beiden an den schrecklichen Ereignissen von 1915
    beteiligten und betroffenen Parteien diese durch eine unabhängige
    Historiker-Kommission untersuchen lassen sollten.

    swissinfo: Es ist nun zwei Jahre her, seit der Nationalrat den Völkermord
    anerkannt hat. Warum kam das Thema in dieser Zeit im Ständerat nie zur
    Sprache?

    P.B.:Im Nationalrat wurde aufgrund einer parlamentarischen Eingabe darüber
    diskutiert. Wir haben den Entscheid des Rates zu Kenntnis genommen und
    fanden, die Politik der Regierung sei der klügere Kurs.

    swissinfo: Ist demnach die Armenien-Frage im Ständerat noch ein Thema?

    P.B.: Ich kann nicht in aller Sicherheit wissen, was auf der Tagesordnung
    des Ständerates sein wird. Die Absage des Besuchs von Wirtschaftsminister
    Joseph Deiss durch die türkische Regierung wird aber in der Sitzung der APK
    am 23. August sicher zur Sprache kommen.

    swissinfo: Sollte der Ständerat nicht schon allein aus moralischen Gründen,
    den Mord an der armenischen Bevölkerung als Völkermord anerkennen, wie das
    andere Länder ja auch tun?

    P.B.: Ich denke, dass die Position der Schweizer Regierung die bessere ist.
    Mir ist es einfach nicht wohl, Richter in einer Sache zu sein, die vor so
    langer Zeit geschah.

    Da sind zweifellos schreckliche Dinge geschehen und sie sollten untersucht
    werden. Aber in erster Linie von den damals betroffenen Partein.

    swissinfo: Wie würden Sie die schweizerisch-türkischen Beziehungen im Moment
    charakterisieren?

    Normalerweise sind sie gut. Wir spürten das, als eine Delegation der
    Aussenpolitischen Kommission im vergangenen September dem türkischen
    Parlament einen Besuch abstattete. Anschliessend weilte eine türkische
    Delegation diesen Sommer bei uns. Wir haben diese Fragen angesprochen und
    zwar in freundschaftlichem Ton.

    Die Beziehungen sind natürlich durch die Ereignisse der letzten Zeit
    angespannter geworden. Doch denke ich, dass längerfristig gesehen, die
    Beziehungen zwischen den beiden Ländern gut bleiben und weiter gedeihen
    werden, wie das in der Vergangenheit der Fall war.

    swissinfo-Interview: Thomas Stephens







    URL dieses Artikels
    http://www.swissinfo.org/sde/swissinfo.html?siteSect=105&sid=6003323

    Links
    Aussenpolitische Kommission Ständerat:
    http://www.parlament.ch/print/kom_4_17.htm
    Nation alrat: Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern:
    http://www.parlament.ch/ab/frameset/f/n/4701/95679/f_n_ 4701_95679_95803.htm
    EDA: Treffen des türkischen Botschafters mit dem Chef der Politischen
    Abteilung I: http://www.eda.admin.ch/content/eda/g/home.html
    Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA):
    http://www.eda.admin.ch/content/eda/g/home.html
    Ges ellschaft Schweiz-Armenien: http://www.armenian.ch/Pages/mainD.html
    Türkische Gemeinschaft in der Schweiz:
    http://www.turkswiss.ch/turk/include.php?path=content/content.php&contentid=211
Working...
X