Frankfurter Rundschau
29.04.2005
TÜRKEI
Erdogans Regierung nähert sich Armenien an
Athen · 29. April · öhl · Der türkische Ministerpräsident Recep
Tayyip Erdogan hat angedeutet, die Beziehungen zum benachbarten
Armenien normalisieren zu wollen. Die Istanbuler Zeitung Milliyet
zitierte am Freitag Erdogan mit der Aussage, die Aufnahme politischer
Beziehungen sei möglich, wenn gleichzeitig eine gemeinsame
Aufarbeitung der Vergangenheit stattfinde.
Bisher unterhalten beide Länder keine diplomatischen Beziehungen, die
Grenze ist geschlossen. Hauptgrund ist die Verfolgung von Armeniern
im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges: Armenien
bezeichnet sie als Völkermord, die Türkei bestreitet diesen. Auch der
Konflikt um die Enklave Berg-Karabach belastet die Beziehungen, weil
die Türkei auf der Seite des moslemischen Aserbaidschan steht.
Erdogan hatte vor einigen Wochen in einem Brief an den armenischen
Präsidenten Robert Kocharian die Einsetzung einer gemeinsamen
Historikerkommission vorgeschlagen. Nach Informationen aus
diplomatischen Kreisen soll Kocharian daraufhin die Türkei
aufgefordert haben, zunächst diplomatische Beziehungen aufzunehmen.
Prozess gegen Journalisten
In der südosttürkischen Stadt Sanliurfa begann am Freitag ein
Strafprozess gegen den Journalisten Hrant Dink, einen in Istanbul
lebenden Türken armenischer Abstammung. Dink ist Chefredakteur der in
türkischer und armenischer Sprache erscheinenden Zeitung Agos. Ihm
wird vorgeworfen, bei einer Konferenz über Minderheiten und
Menschenrechte in Sanliurfa im Jahr 2002 die Türkei beleidigt zu
haben. Ihm drohen drei Jahre Haft. Weil er nicht zum Prozessauftakt
erschien, wurde das Verfahren auf den 7. Juli vertagt.
Der 50-Jährige hat sich mehrfach für einen Dialog über die
Armenier-Verfolgungen ausgesprochen. Er setzt sich auch für ein
besseres Verhältnis zwischen den Türken und den rund 60 000
türkischen Staatsbürgern armenischer Abstammung ein.
29.04.2005
TÜRKEI
Erdogans Regierung nähert sich Armenien an
Athen · 29. April · öhl · Der türkische Ministerpräsident Recep
Tayyip Erdogan hat angedeutet, die Beziehungen zum benachbarten
Armenien normalisieren zu wollen. Die Istanbuler Zeitung Milliyet
zitierte am Freitag Erdogan mit der Aussage, die Aufnahme politischer
Beziehungen sei möglich, wenn gleichzeitig eine gemeinsame
Aufarbeitung der Vergangenheit stattfinde.
Bisher unterhalten beide Länder keine diplomatischen Beziehungen, die
Grenze ist geschlossen. Hauptgrund ist die Verfolgung von Armeniern
im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges: Armenien
bezeichnet sie als Völkermord, die Türkei bestreitet diesen. Auch der
Konflikt um die Enklave Berg-Karabach belastet die Beziehungen, weil
die Türkei auf der Seite des moslemischen Aserbaidschan steht.
Erdogan hatte vor einigen Wochen in einem Brief an den armenischen
Präsidenten Robert Kocharian die Einsetzung einer gemeinsamen
Historikerkommission vorgeschlagen. Nach Informationen aus
diplomatischen Kreisen soll Kocharian daraufhin die Türkei
aufgefordert haben, zunächst diplomatische Beziehungen aufzunehmen.
Prozess gegen Journalisten
In der südosttürkischen Stadt Sanliurfa begann am Freitag ein
Strafprozess gegen den Journalisten Hrant Dink, einen in Istanbul
lebenden Türken armenischer Abstammung. Dink ist Chefredakteur der in
türkischer und armenischer Sprache erscheinenden Zeitung Agos. Ihm
wird vorgeworfen, bei einer Konferenz über Minderheiten und
Menschenrechte in Sanliurfa im Jahr 2002 die Türkei beleidigt zu
haben. Ihm drohen drei Jahre Haft. Weil er nicht zum Prozessauftakt
erschien, wurde das Verfahren auf den 7. Juli vertagt.
Der 50-Jährige hat sich mehrfach für einen Dialog über die
Armenier-Verfolgungen ausgesprochen. Er setzt sich auch für ein
besseres Verhältnis zwischen den Türken und den rund 60 000
türkischen Staatsbürgern armenischer Abstammung ein.