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    Der Spiegel
    2. Mai 2005

    Langzeitfolgen für die Täter


    Nr. 16/2005, Völkermord: Geleugnete Geschichte - Die Türkei und die
    Massaker an den Armeniern

    Erschreckend ist, wie die Weltgemeinschaft von diesem Völkermord, der
    unter ihren Augen passierte, nichts wissen wollte. Der deutsche
    Dichter Armin T. Wegner erlebte den Völkermord an den Armeniern als
    Sanitäter in eigener Anschauung. Entsetzt stellte er fest, dass
    niemand, auch in Deutschland nicht, davon etwas wissen wollte. Seine
    Erfahrungen schrieb er nieder in dem Buch "Der Knabe Hüssein"; Wegner
    wurde nicht gehört. Ein jeder Völkermord, gleich ob an Tutsi, Juden
    oder Armeniern, ist eine Schande für die Menschheit. Schlimm ist es,
    wenn einer wie der Dichter Wegner es sieht, "Feuer" ruft und die
    Feuerwehr nicht kommt: Es brennt ja nicht das eigene Haus. Wegners
    Zivilcourage war ohne Erfolg. Die Nazis steckten ihn 1933 bis 1934
    ins KZ.

    MÜNCHEN GABRIELE SCHÖTTLER

    Vielen Dank für Ihren ausführlichen Artikel über den Völkermord an
    den armenischen Christen 1915, der die Mitschuld des Deutschen
    Reiches nicht verschweigt. Trotzdem war jedoch die Türkei der
    Haupttäter, und solange sie die historische Verantwortung für diesen
    Genozid leugnet, gehört sie nicht in die Europäische Union.

    FRANKFURT AM MAIN HORST SCHOLZ

    Die Wortwahl der deutschen Medien, einschließlich Ihres Magazins, ist
    merkwürdig, wenn sie über den angeblichen Völkermord an Armeniern
    berichten: Sie heben den Ausdruck "der erste Völkermord des 20.
    Jahrhunderts" hervor und behaupten sogar, er sei "womöglich das
    Schlüsselereignis" des 20. Jahrhunderts, denn die Zeitgenossen hätten
    genau registriert, dass die Verbrechen an den Armeniern nicht
    geahndet wurden. Sogar Hitler, der Führer des deutschen Volkes, soll
    davon beeinflusst worden sein. Durch einseitige Berichterstattung zum
    Thema "Armenier" ist man offenbar um Selbsttäuschung bemüht. Dabei
    bleibt die Frage jedoch offen, ob die Deutschen eigentlich solch ein
    "Armenier-Beispiel" brauchten, da sie ja diese Erfahrung mit den
    Herrero schon am Anfang des 20. Jahrhunderts gemacht hatten, was man
    heute lieber zu verdrängen versucht.

    BERLIN DENIZ GÜLEN

    Auch der Türkei unter dem "Reformer" Erdogan wird es nicht erspart
    bleiben, von ihrer Vergangenheit eingeholt zu werden. So wie es den
    Japanern aktuell in Asien und dem Post-Adenauer-Deutschland bis heute
    ergeht, hat ein Genozid beziehungsweise brutaler Angriffskrieg auch
    für die Täter Langzeitfolgen. Welche, das kann Erdogan gern in Berlin
    und Tokio anfragen.

    DETMOLD GÜNTER WÖMPENER

    GRAFIK: S. 10; Armenische Flüchtlingskinder (um 1918): Eine Schande;
    INFORMATIONS- UND DOKUMENTATIONSZENTRUM ARMENIEN,; BERLIN

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