Frankfurter Allgemaine Zeitung German
25 Mai 2005
Konferenz über Mord an Armeniern verschoben
25. Mai 2005 Die Universität von Istanbul hat dem Druck der
türkischen Regierung nachgegeben und eine geplante
Historiker-Konferenz über die Ermordung von etwa 1,5 Millionen
Armeniern im Ersten Weltkrieg verschoben.
Das nach einem EU-Beitritt strebende muslimische Land bestreitet bis
heute, daß es vor 90 Jahren einen Völkermord an den christlichen
Armeniern gegeben hat. Die Bosporus-Universität hatte ursprünglich ab
Mittwoch zu der Konferenz geladen, bei der auch Kritiker der
offiziellen türkischen Darstellung sprechen sollten.
„Wissenschaftliche Freiheit gefährdet'
Nun teilte die Hochschule mit, die Veranstaltung wegen des in der
Türkei vorherrschenden Klimas in der Armenier-Frage vorerst nicht
abzuhalten. „Als staatliche Universität fürchten wir, daß die
wissenschaftliche Freiheit wegen der Vorurteile über eine Konferenz,
die noch gar nicht stattgefunden hat, in Mitleidenschaft gezogen
werden könnte.'
Die Türkei steht unter internationalem Druck, den Völkermord an den
Armeniern anzuerkennen, was sie bis heute ablehnt. Die derzeitige
pro-europäische Regierung signalisierte zuletzt aber zumindest die
Bereitschaft, unterschiedliche Sichtweisen mit den Armeniern zu
diskutieren.
„Dolchstoß in den Rücken des türkischen Volkes'
Die Türkei erkennt zwar offiziell die Ermordung Hunderttausender
Armenier durch das damalige Osmanische Reich an. Gleichzeitig rechnet
sie aber vor, es seien bei den Partisanenkämpfen nach dem
Zusammenbruch des Reiches noch viel mehr Türken ums Leben gekommen.
Justizminister Cemil Cicek war am Dienstag im Parlament in die
Rhetorik der Vergangenheit zurückgefallen. Die geplante Konferenz
hatte er als „Dolchstoß in den Rücken des türkischen Volkes'
bezeichnet. „Wir müssen diesen Verrat und die Verbreitung der
Propaganda gegen die Türkei durch Menschen, die diesem Land
angehören, beenden.'
Ein EU-Diplomat bewertete die Äußerungen als unglaublich. Diese
machten nicht nur die Politik der Türkei in dieser Frage zunichte.
Sie würden auch die Ambitionen des Landes, in die Europäische Union
(EU) einzutreten, zunichte machen. Die EU hat die Türkei dazu
aufgefordert, vor Beginn der Beitrittsverhandlungen am 3. Oktober
ihre Beziehungen zum Nachbarland Armenien zu verbessern. Einige
EU-Vertreter verlangen sogar ein Schuldeingeständnis vor den
Verhandlungen.
Wie Deutschland haben zahlreiche EU-Länder in Resolutionen den
damaligen Völkermord der Türken an den Armeniern anerkannt. Die
Türkei wirft der EU dagegen vor, sie bringe die Armenier-Frage vor,
um einen Beitritt zu verhindern.
From: Emil Lazarian | Ararat NewsPress
25 Mai 2005
Konferenz über Mord an Armeniern verschoben
25. Mai 2005 Die Universität von Istanbul hat dem Druck der
türkischen Regierung nachgegeben und eine geplante
Historiker-Konferenz über die Ermordung von etwa 1,5 Millionen
Armeniern im Ersten Weltkrieg verschoben.
Das nach einem EU-Beitritt strebende muslimische Land bestreitet bis
heute, daß es vor 90 Jahren einen Völkermord an den christlichen
Armeniern gegeben hat. Die Bosporus-Universität hatte ursprünglich ab
Mittwoch zu der Konferenz geladen, bei der auch Kritiker der
offiziellen türkischen Darstellung sprechen sollten.
„Wissenschaftliche Freiheit gefährdet'
Nun teilte die Hochschule mit, die Veranstaltung wegen des in der
Türkei vorherrschenden Klimas in der Armenier-Frage vorerst nicht
abzuhalten. „Als staatliche Universität fürchten wir, daß die
wissenschaftliche Freiheit wegen der Vorurteile über eine Konferenz,
die noch gar nicht stattgefunden hat, in Mitleidenschaft gezogen
werden könnte.'
Die Türkei steht unter internationalem Druck, den Völkermord an den
Armeniern anzuerkennen, was sie bis heute ablehnt. Die derzeitige
pro-europäische Regierung signalisierte zuletzt aber zumindest die
Bereitschaft, unterschiedliche Sichtweisen mit den Armeniern zu
diskutieren.
„Dolchstoß in den Rücken des türkischen Volkes'
Die Türkei erkennt zwar offiziell die Ermordung Hunderttausender
Armenier durch das damalige Osmanische Reich an. Gleichzeitig rechnet
sie aber vor, es seien bei den Partisanenkämpfen nach dem
Zusammenbruch des Reiches noch viel mehr Türken ums Leben gekommen.
Justizminister Cemil Cicek war am Dienstag im Parlament in die
Rhetorik der Vergangenheit zurückgefallen. Die geplante Konferenz
hatte er als „Dolchstoß in den Rücken des türkischen Volkes'
bezeichnet. „Wir müssen diesen Verrat und die Verbreitung der
Propaganda gegen die Türkei durch Menschen, die diesem Land
angehören, beenden.'
Ein EU-Diplomat bewertete die Äußerungen als unglaublich. Diese
machten nicht nur die Politik der Türkei in dieser Frage zunichte.
Sie würden auch die Ambitionen des Landes, in die Europäische Union
(EU) einzutreten, zunichte machen. Die EU hat die Türkei dazu
aufgefordert, vor Beginn der Beitrittsverhandlungen am 3. Oktober
ihre Beziehungen zum Nachbarland Armenien zu verbessern. Einige
EU-Vertreter verlangen sogar ein Schuldeingeständnis vor den
Verhandlungen.
Wie Deutschland haben zahlreiche EU-Länder in Resolutionen den
damaligen Völkermord der Türken an den Armeniern anerkannt. Die
Türkei wirft der EU dagegen vor, sie bringe die Armenier-Frage vor,
um einen Beitritt zu verhindern.
From: Emil Lazarian | Ararat NewsPress