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Armeniens Energiesektor Hofft Auf Deutschland

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    ARMENIENS ENERGIESEKTOR HOFFT AUF DEUTSCHLAND

    Bundesagentur fur Außenwirtschaft
    bfai - Lander und Markte
    20. Oktober 2006

    Gute Zusammenarbeit mit deutschen Firmen / Kooperation bei erneuerbaren
    Energien gewunscht / Von Waldemar Lichter

    (abs)Erewan (bfai) - Armenien will die gute Zusammenarbeit mit
    deutschen Unternehmen im Energiesektor weiter ausbauen und auf
    weitere Felder ausdehnen. Das Land ist sowohl an Investitionen als
    auch an Lieferungen von Ausrustungen und Technologien aus Deutschland
    interessiert. Dabei geht es nicht nur um die Modernisierung und den
    Ausbau der traditionellen Energieerzeugung und -ubertragung. Ein großes
    Potenzial sieht die armenische Regierung bei der Nutzung erneuerbarer
    Energiequellen. (Kontaktanschriften)

    (abs)

    "Der Energiesektor zahlt zu denjenigen, in dem wir die allerbesten
    Beziehungen zu Deutschland haben", sagt Areg Galstyan, stellv.

    Minister fur Energie Armeniens. Ob von Siemens oder den deutschen
    Ablegern von ABB und Alstom - in den Kraftwerken, Stromnetzen und
    Industrieanlagen des Landes steckt einiges, was aus Deutschland
    stammt. Zu einem bedeutenden Teil ist das den Hilfsleistungen der
    Bundesregierung an Armenien zu verdanken. Im Rahmen der finanziellen
    Zusammenarbeit (FZ) flossen rd. 56 Mio. Euro in diverse Maßnahmen im
    armenischen Energiesektor - etwa ein Drittel der gesamten deutschen
    FZ-Hilfe an das Land.

    Die Aussichten, dass deutsche Unternehmen ihre starke Position auch
    in Zukunft behalten werden, stehen nicht schlecht. Armenien hat im
    Energiesektor einiges vor, und Deutschland ist dabei im konventionellen
    Bereich wie auch bei erneuerbaren Energien ein gefragter Partner. "Wir
    werden auch kunftig gemeinsame Projekte durchfuhren", meinte Galstyan
    vor Vertretern einer Unternehmerdelegation aus Deutschland, die vom
    9.10. bis 12.10.06 Armenien besuchte. Die Delegationsreise wurde im
    Auftrag des Bundesministeriums fur Wirtschaft und Technologie (BMWi)
    in Zusammenarbeit mit dem Ostausschuss der Deutschen Wirtschaft
    durchgefuhrt und von der Commit GmbH organisiert.

    Das großte Zukunftsvorhaben Armeniens ist der Bau eines neuen
    Kernkraftwerks mit einer Leistung von 1.000 MW. Die Anlage soll das
    aus den 70er Jahren stammende Kernkraftwerk in Medzamor ersetzen,
    das bis 2016 vom Netz genommen werden soll. Schon heute deckt die
    Kernkraft rd. 40% des Strombedarfs des Landes. Bis 2025/30 sollen
    es 50% werden. Der Strom des neuen Kernkraftwerkes soll dann nicht
    nur den eigenen Bedarf decken helfen. Einen Teil hofft Armenien zu
    exportieren - etwa in das ebenfalls an Energieknappheit leidende
    Nachbarland Georgien.

    Dass das neue Kernkraftwerk tatsachlich gebaut werden wird, daran
    lasst Galstyan keinen Zweifel. "Entweder machen es die Europaer,
    oder es tun die Russen", sagt der Vizeminister. Die Nutzung der
    Kernkraft ist zwar auch in Armenien nicht unumstritten. Aus Sicht der
    armenischen Regierung gibt es dazu jedoch keine Alternative. Denn
    fossile Energietrager sind hier kaum vorhanden. Wasserkraft und
    andere erneuerbare Energiequellen reichen nicht aus, um die eigene
    Energiesicherheit zu gewahrleisten.

    Wahrend der Anteil der Kernkraft steigen wird, wird das Gewicht
    fossiler Energietrager (vor allem Erdgas) sinken. Derzeit erzeugen
    Warmekraftwerke 30% des armenischen Stroms. Bis 2025/30 soll dieser
    Anteil auf nur noch 15% reduziert werden. Damit wird einerseits die
    Abhangigkeit von den aus politischen Grunden unsicheren Bezugen von
    Erdgas vermindert werden. Andererseits wird das Gas fur den Ausbau der
    großflachigen Versorgung der armenischen Bevolkerung ("Gasifizierung")
    benotigt.

    Die Sicherung und Diversifizierung von Erdgasbezugen wird deshalb
    auch in Zukunft fur Armenien von strategischer Bedeutung bleiben.

    Bisher kommt das Gas nur aus dem Norden - aus Russland - uber eine
    Pipeline, die uber den unruhigen Nordkaukasus und Georgien fuhrt.

    Ende 2006 wird ein wichtiger Teilabschnitt einer neuen Pipeline aus
    dem Iran in die sudarmenische Stadt Kajaran in Betrieb genommen. Uber
    diese konnen nach Angaben von Galstyan rd. 500 Mio. cbm - ein Viertel
    des armenischen Gasbedarfs bezogen werden. Benotigt wird nun ein
    weiterer Abschnitt von 250 km Richtung Norden. Fur das rd. 100 Mio.

    US$ schwere Projekt wurde seit langerer Zeit ein Partner gesucht -
    ohne Erfolg. Nun seien die Russen bereit, sich daran zu beteiligen.

    Russland spielt in Armenien nicht nur bei der Erdgasversorgung
    (Beteiligung am lokalen Gasversorger ArmRosgazprom: 45% Gazprom und
    10% Itera), sondern auch im Stromsektor eine entscheidende Rolle. Das
    Stromnetz (fruher Midland Ressources Holding) gehort seit kurzem
    einer Tochter der russischen Holding RAO EES. Vor drei Jahren ubernahm
    Russland ferner das Warmekraftwerk Razdan (vier Blocke) als Ausgleich
    fur ausstehende armenische Schulden. Den funften Block von Razdan
    (300 MW) wird jetzt der russische Gaskonzern Gazprom fertig stellen
    und dort eine Dampf-Gas-Turbine installieren.

    Mit japanischem Geld (Japan Bank for International Cooperation)
    wird das zweitgroßte Warmekraftwerk des Landes Erewanskaja TEZ
    modernisiert. Alte Anlagen werden dort schrittweise vom Netz genommen
    und neue in Betrieb gesetzt. Im Jahr 2007 soll mit dem Bau des ersten
    neuen Blocks von 207 MW ("combined cycle") begonnen werden.

    Im Bereich erneuerbare Energien, deren Anteil an der Stromerzeugung
    von derzeit 30% bis 2025/30 auf 35% steigen soll, wird die Wasserkraft
    den großten Anteil haben. Nach Angaben von Galstyan sind drei neue
    Kraftwerke geplant. Eines soll am Fluss Aras an der Grenze mit dem Iran
    entstehen. Derzeit wird mit iranischen Firmen uber die Finanzierung
    und den Bau der Anlage verhandelt. Ein weiteres Kraftwerk soll im
    Distrikt Lori im Norden (65 MW) entstehen. Dafur will die KfW rd. 12
    Mio. Euro aus Mitteln der Finanziellen Zusammenarbeit und Eigenmittel
    zur Verfugung stellen. Das dritte Wasserkraftwerk (50 MW) soll in
    Shnogh (Distrikt Lori) entstehen und komplett von einem privaten
    Investor realisiert werden.

    Vorangetrieben werden soll die Modernisierung von kleinen
    Wasserkraftwerken mit bis zu 10 MW. Die KfW stellt fur das Projekt
    6 Mio. Euro zur Verfugung, die als "weiche" Kredite ab 2007 von
    ausgewahlten Banken an private Investoren vergeben werden sollen. Mit
    der technischen und kaufmannischen Beratung sind das deutsche
    Unternehmen Lahmeyer International und die Sparkassenstiftung
    fur Internationale Zusammenarbeit beauftragt worden. Ein großes
    Wasserkraftprojekt hat die KfW bereits in den Jahren 1997 bis 2003
    mitfinanziert. Fur die Rehabilitierung des Kraftwerks Kanaker sind
    aus FZ-Mitteln 18 Mio. Euro zur Verfugung gestellt worden.

    Neben der Wasserkraft mochte die armenische Regierung jedoch auch
    die Windkraft, die Solar- und die geothermische Energie anzapfen. Im
    Bereich Solarenergie verfugt das Land allerdings bisher uber keine
    ermutigenden Erfahrungen, so Galstyan. Windenergie wird bisher nur von
    einer einzigen Anlage im Norden (Ausrustungen von Vestas) in einem
    armenisch-iranischen Projekt ("Puschkin-Park"; vier 560 kW-Anlagen)
    genutzt. Doch das Potenzial, vor allem bei der Nutzung der Windkraft
    gilt als riesig.

    Derzeit erstellt die deutsche Firma Geo-Net einen Windkataster fur
    Armenien. Zwei Windkraft-Projekte, mit einer italienischen und einer
    US-armenischen Firma, seien nach Worten von Galstyan bereits auf dem
    Weg. Fur ein Forderprojekt der Weltbank, der EBRD und der Gafesjyan
    Stiftung im Bereich erneuerbare Energie, aus dem auch Windkraftvorhaben
    finanziert werden konnen, stehen 15 Mio. $ zur Verfugung.

    Auch bei der Nutzung geothermischer Energie, bei der es noch keine
    Erfahrungen gibt, sieht Armenien ein großes Potenzial. Die Weltbank
    hat dem Land Zuschusse von 3 Mio. $ bereit gestellt, um teuere
    Tiefbohrungen zu finanzieren. In allen drei Bereichen sucht die
    armenische Regierung nach Kontakten und Partnerschaften mit der
    deutschen Industrie, von der man sich vor allem gute Technologie
    erhofft. Galstyan: "Wir mochten sehr, dass deutsche Unternehmen hier
    vertreten sind".

    Kontaktanschriften:

    Ministerium fur Energie der Republik Armenien Ansprechpartner:
    Dr. Areg Galstyan (stellv. Minister) 0010 Erewan, Government House 2,
    Republik of Armenia Tel.: 003741/52 87 04, Fax: -52 63 65 E-Mail:
    [email protected], [email protected]

    Kreditanstalt fur Wiederaufbau (KfW) Reprasentanz in Armenien
    Ansprechpartner: Dr. Karapet A. Gevorgyan (Leiter der Reprasentanz)
    39/12 Mashtots Ave, 375099 Erewan, Republik of Armenia Tel.: 003741/56
    32 88, Fax: -54 27 08 E-Mail: [email protected]

    (W.L.)

    Ihr Ansprechpartner in der bfai: Frau Kossorz, Ruf: 0221/2057-207

    SIC-Code mit Beschreibung: Energiepolitik(9630) Stromerzeugung und
    Stromversorgung(4910) Pipelinebau(1623c1) Kraftwerksbau(1629b1)

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