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Ã-konomen im Gespräch: Daron Acemoglu über den Euro, ...

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  • Ã-konomen im Gespräch: Daron Acemoglu über den Euro, ...

    http://faz-community.faz.net/blogs/fazit/archive/2012/06/15/oekonomen-im-gespraech-daron-acemoglu.aspx

    Samstag, 16. Juni 2012

    F.A.Z. Blogs


    Fazit - das Wirtschaftsblog
    �-konomen im Gespräch (2): Daron Acemoglu über den Euro, ineffiziente
    Staaten und die Fehler der deutschen Politik

    15. Juni 2012, 15:38 Uhr

    Der im Jahre 1967 in Istanbul geborene Daron Acemoglu zählt zu den
    namhaftesten Ã?-konomen seiner Generation. In der Rangliste der meist
    zitierten Ã?-konomen der Welt liegt er auf Platz 7. Acemoglu, der seit
    1993 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) lehrt, arbeitet
    unter anderem auf dem Gebiet der Institutionenökonomik. Vor wenigen
    Monaten hat er mit seinem Harvard-Kollegen James Robinson das in
    diesem Blog ausführlich rezensierte Buch "Why Nations Fail"
    veröffentlicht. Seine Hauptthese lautet, dass vor allem die
    politischen Institutionen eines Landes über seinen langfristigen
    wirtschaftlichen Erfolg entscheiden. Acemoglu und Robinson
    unterscheiden zwischen zwei Formen von Institutionen, die sie als
    Â?extractive" (im Sinne von: ausbeuterisch) und als Â?inclusive"
    (im Sinne von: die gesamte Gesellschaft umfassend) bezeichnen.
    Â?Extractive" beschreibt alle Herrschaftsformen, in denen sich eine
    kleine Zahl von Menschen über die Ausübung von politischer und
    wirtschaftlicher Macht zulasten der Masse der Menschen bereichern. In
    solchen Regimen besitzen die meisten Menschen keine Anreize, sich
    wirtschaftlich zu engagieren. Â?Inclusive" beschreibt eine
    funktionierende Demokratie als Voraussetzung für dauerhaften
    wirtschaftlichen Wohlstand. Eine deutsche Ã?`bersetzung von "Why
    Nations Fail" wird im Frühjahr 2013 im Fischer-Verlag erscheinen.

    Im folgenden Interview erklärt Acemoglu die Probleme der Europäischen
    Währungsunion auf der Basis seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse.


    Von Gerald Braunberger und Christian Odendahl *)


    Professor Acemoglu, eine Ihrer wichtigsten Erkenntnisse lautet:
    Politische Institutionen formen wirtschaftliche Institutionen und
    entscheiden damit über den wirtschaftlichen Erfolg eines Landes.

    Wie analysieren Sie in dieser Hinsicht die aktuelle Lage in Europa?

    Ich würde gerne eine etwas längerfristige Perspektive einnehmen...


    Bitte.


    Die europäischen Institutionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg
    entstanden sind, sind ein bedeutender Erfolg. Europa hat damit groÃ?e
    Kriege und andere ernsthafte Konflikte vermieden. Die Demokratie stand
    nicht in Frage und die wirtschaftlichen Institutionen sind recht gut
    gewesen, wenn auch nicht so gut wie in den Vereinigten Staaten. Diese
    Erfolge sind zumindest zum Teil eine Folge einer engeren
    Zusammenarbeit. Wir sollten das nicht vergessen, wenn wir die
    Ereignisse der vergangenen 15 Jahre betrachten.


    Was ist seitdem schief gegangen?

    Die aktuellen Probleme sind sehr gewichtig. Sie besitzen ihre Wurzeln
    in der Politik wie in der Wirtschaft. Die Währungsunion als jüngster
    Integrationsschritt ist ein politisches Projekt im Sinne einer
    Fortsetzung der vorangegangenen Integrationsschritte. Es ist nicht
    einfach, Länder mit einem unterschiedlichen wirtschaftlichen
    Entwicklungsstand unter dem Dach einer Währung zu vereinen. Aber das
    wichtigste Ungleichgewicht sind die verschiedenen politischen Systeme
    in den Mitgliedsländern.

    Hier muss man Griechenland als einen Sonderfall betrachten, weil ich
    glaube, dass die Probleme in Spanien und Irland leichter lösbar sind.


    Wie wirken sich die unterschiedlichen politischen Systeme aus?

    Ein Arrangement, bei dem die Finanzpolitik in nationaler Zuständigkeit
    bleibt, die Europäische Union aber de facto als Garantiegeber
    auftritt, hat die Renditen für Staatsanleihen lange Zeit fallen
    lassen. Das hat ein sehr schlechtes Umfeld in Ländern mit einem
    korrupten politischen System geschaffen, in dem die Politiker
    Klientelpolitik betreiben, um die Macht zu behalten und sich zu
    bereichern. Daraus sind politisch verursachte wirtschaftliche Probleme
    entstanden. Eine Lösung muss daher nicht nur wirtschaftlich, sondern
    auch politisch sein.

    Wie könnte eine solche politische Lösung aussehen? Der amerikanische
    Nobelpreisträger Thomas Sargent hat in einer Vorlesung anlässlich der
    Preisverleihung in Stockholm vorgeschlagen, die Europäer sollten sich
    die frühe Geschichte der Vereinigten Staaten anschauen.

    Es gibt eine Menge Parallelen zwischen den Vereinigten Staaten unter
    dem Vorläufer der Verfassung, den Articles of Confederation, und dem
    heutigen Europa. Auf dem Wege zu ihrer Verfassung haben die Amerikaner
    eine zentrale Zuständigkeit für die Finanzpolitik geschaffen, sich
    aber nicht vom föderalen Staatsmodell verabschiedet. Ich sehe aber
    nicht, dass die amerikanischen Erfahrungen so einfach auf Europa
    übertragen werden können.


    Warum nicht?

    Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob der Wille hierfür vorhanden
    ist. Deutschland müsste sich auch für die Schulden von Ländern wie
    Spanien, Griechenland, Portugal und Irland verantwortlich fühlen. Das
    wäre eine schwierige Entscheidung. Ich sehe noch ein zweites Problem
    einer Fiskalunion.

    Stellen Sie sich einen Bail-out Griechenlands vor, nach dem Transfers
    in das Land flie�en. Nach drei Jahren sagt Griechenland: "Uns gefällt
    es hier nicht mehr. Wir verlassen die Fiskalunion." In den Vereinigten
    Staaten verfügte der Zentralstaat über eine Armee, um im Zweifel
    drohen zu können. Aber das wäre keine Lösung für Europa.


    Was gibt es für Alternativen zu einer Fiskalunion?

    Die europäischen Politiker scheinen sich auf folgendes Verhalten
    verständigt zu haben, das man vielleicht als die dritt- oder vierbeste
    Möglichkeit bezeichnen könnte: Man schafft zentralisierte Hilfsfonds,
    aber keine gemeinsame Fiskalpolitik. Man vermeidet einen umfassenden
    Bail-out, aber schafft ein Patchwork kleiner Bail-outs und will zudem
    Griechenland im Euro halten. Derzeit scheint keine sichtbare
    alternative Strategie zur Verfügung zu stehen.


    Was würden Sie Angela Merkel raten?

    Das ist eine sehr schwierige Frage. Ein Vorschlag wäre der Aufbau
    einer sehr, sehr starken und glaubwürdigen Brandmauer, die eventuell
    sogar die Bereitschaft zu gemeinsamen Anleihen beinhaltet für den
    Fall, dass Griechenland den Euro verlässt. Es darf keinesfalls zu
    einer Ansteckung Spaniens und Irlands kommen, weil die Probleme dieser
    Länder andere sind. Sie haben ein ernsthaftes Schuldenproblem, das
    durch die Privatwirtschaft und die gestiegenen Renditen für
    Staatsanleihen entstanden ist. Man sieht in diesen beiden Ländern aber
    auch eine grö�ere Bereitschaft, sich mit ihren Schwierigkeiten
    auseinander zu setzen. Wenn Spanien und Irland trotz ihrer
    Anstrengungen den Euro verlassen müssten und danach noch höhere
    Renditen zu zahlen hätten, wäre dies eine wirkliche Katastrophe für
    Europa.

    Um Ihren Punkt noch einmal herauszustellen, da manche Ã?-konomen in
    Deutschland das anders sehen dürften: Die wirtschaftlichen
    Unterschiede zwischen den Mitgliedsländern sind nicht das eigentliche
    Problem des Euro, sondern die unterschiedlichen politischen Systeme?

    Genau, und hier besonders die Tatsache, dass es in manchen Ländern
    Korruption und kleine Gruppen mächtiger Politiker gibt, die nicht im
    Interesse der breiten Bevölkerung handeln. Das gilt nicht nur für
    Griechenland. Indem man diese Länder und ihre Politiker in Europa
    integriert hat, gab man diesen Politikern mehr Macht.

    Sie haben im Jahr 2006 mit zwei Co-Autoren ein Papier mit dem Titel
    "Emergence and Persistence of Inefficient States" verfasst, in dem Sie
    das Konzept der "eroberten Demokratie" (captured democracy)
    analyiseren. In ihr sichern ausbeuterische Politiker ihre Macht, indem
    sie die Bürokratie über Gebühr ausbauen und sich damit Wählerstimmen
    kaufen. Das könnte auf Griechenland zutreffen.


    Ja, aber tatsächlich ging es in dem Papier unter anderem über Italien.


    Diese Verhältnisse haben sich über einen langen Zeitraum etablieren
    können.


    Solche institutionellen Probleme erzeugen im Zeitablauf erhebliche
    wirtschaftliche Verzerrungen.

    Wichtiger ist aber, dass sie noch bedeutendere Verzerrungen in Krisen
    erzeugen, weil die Politiker dann noch grö�ere Anreize besitzen, ihre
    Bevölkerungen auszubeuten. Man hätte optimistisch sein können, dass
    Griechenland nach dem Ã?`bergang von der Diktatur zur Demokratie
    effizientere Institutionen schafft. Aber nach der Eingliederung in die
    Europäische Union und den damit verbundenen Transferzahlungen und den
    Einnahmen aus dem Tourismus besaÃ?en die Griechen wegen ihres
    steigenden Lebensstandards keinen Anreiz, bessere Institutionen zu
    schaffen, zumal es keinerlei Druck von der Europäischen Union gab. So
    ist eine brandgefährliche Mischung entstanden.


    Ob in Athen die sozialistische Pasok oder die bürgerliche Nea
    Dimokratia regierte, spielte dann keine Rolle mehr?

    Nein, überhaupt nicht. Die Probleme haben mit einer Partei begonnen
    und wurden nach jedem Regierungswechsel grö�er. Beide singen in
    derselben Tonlage. Meines Erachtens gibt es keinen Unterschied
    zwischen diesen beiden Parteien.


    Würden Sie Italien in dieser Hinsicht als eine milde Version
    Griechenlands bezeichnen?

    Italien ist anders und komplizierter. Wenn man sich anschaut, wie
    Politik in Süditalien betrieben wird, sieht man keinen wesentlichen
    Unterschied zu Griechenland. Korruption ist verbreitet und in manchen
    Gegenden bildet die Mafia de facto die Regierung. Norditalien ist ganz
    anders und funktioniert viel besser, auch wenn sie dort ebenfalls
    Probleme haben. Was die Sache kompliziert macht, ist die Tatsache,
    dass die Politiker aus dem Norden Stimmen aus dem Süden für eine
    Mehrheit in Rom brauchen. Weil diese Stimmen durch Transfers gekauft
    werden können, entsteht kein Anreiz, den Süden zu reformieren. Das
    Problem ist, dass die Korruption im Süden damit auch im Norden
    korrumpiert.


    Sind solche ineffizienten Staaten in ihrer Misere gefangen oder gibt
    es einen Ausweg?

    Natürlich gibt es einen Ausweg. Eine der Grundlagen solcher
    institutionellen Analysen ist die Erkenntnis, dass nichts ewig
    währt. Reformen sind immer möglich, auch wenn sie schwierig sein
    mögen.

    Und es gibt beharrende Kräfte, die sich gegen Reformen stemmen. Der
    erste Schritt besteht darin, die institutionellen Makel in diesen
    ineffizienten Staaten zu erkennen und die Beharrungskräfte zu
    identifizieren. Danach muss man sehen, auf welchem Wege Reformen
    umgesetzt werden können.


    Erleichtert eine schwere Krise institutionellen Wandel?

    In diesem Sinne gibt es gerade ein gro�es Zeitfenster für einen Wandel
    in Europa. Viele Menschen erkennen, dass sie Teile eines unhaltbaren
    Systems sind, das reformiert werden muss. Allerdings werden diese
    Reformmöglichkeiten gerade verschleudert.


    Inwiefern?

    Anstatt mit den Menschen in Griechenland einen Pakt zu schlieÃ?en und
    ihnen zu sagen, dass sie nur durch Reformen ihren alten Lebensstandard
    wieder erreichen können, hat Europa mit seinem Verhalten dafür
    gesorgt, dass die Menschen in Griechenland denken, sie seien ein Opfer
    Angela Merkels und ein paar böser Buben. Auf diese Weise gelangt das
    ineffiziente politische System in die Lage, sich wieder zu
    stabilisieren.


    Ist Einfluss von au�en überhaupt sinnvoll?

    Ja, unbedingt. Man muss den Einfluss aber richtig ausüben. Osteuropa
    ist ein Beispiel, wie hilfreich Einfluss von auÃ?en sein kann. Wenn
    Länder wie Polen, Tschechien, die Slowakei oder die baltischen Staaten
    wirtschaftliche Fortschritte erzielt haben, dann liegt das zu einem
    erheblichen Teil daran, dass die Europäische Union ihnen die
    geeigneten Karotten vor die Nase gehalten hat. So besaÃ?en die Menschen
    in diesen Ländern Anreize, um gute politische Institutionen zu
    schaffen. Das hat funktioniert. Vergleichen Sie nur diese Länder mit
    anderen ehemaligen Republiken der Sowjetunion.


    Gibt es auch negative Beispiele?

    Wie externer Druck nicht funktioniert, kann man anhand des Umgangs der
    Vereinigten Staaten mit Afghanistan oder dem Irak sehen. Das gilt auch
    für den Umgang Deutschlands mit Griechenland, der unter anderem
    deshalb völlig schief gelaufen ist, weil sich Deutschland mit den
    ineffizienten griechischen Politikern verbündet hat. Wenn Deutschland
    in Griechenland als ein Feind wahrgenommen wird, der den Menschen
    Mühsal aufzwingt, ist das ein Problem. Wenn man sich die Entwicklung
    der vergangenen drei Jahre anschaut, ist schwer zu sehen, wie äu�erer
    Druck auf Griechenland jetzt kurzfristig hilfreich sein kann.


    Am Ende müssen die Griechen über ihr eigenes Schicksal entscheiden.


    Sicherlich, aber es wurde in den vergangenen Jahren eine Gelegenheit
    verpasst, positiven externen Einfluss auf Griechenland auszuüben. Das
    war unter anderem eine Frage der Kommunikation. Die ganze Debatte über
    die Umschuldung Griechenlands hat auch destruktiv gewirkt.


    Sind Sie ein Gegner der Umschuldung?

    Oh nein, ganz im Gegenteil. Es war doch von Anfang an offensichtlich,
    dass Griechenland eine Umschuldung benötigt. Man hat die Umschuldung
    erst hinausgezögert und als sie dann umgesetzt wurde, ist der
    Schuldenschnitt zu gering ausgefallen.


    Wie hätte eine ideale Lösung ausgesehen?

    Man hätte 2010 ein Paket schnüren müssen, zu dem ein massiver
    Schuldenschnitt gehört hätte. Au�erdem hätten die Europäer den
    Menschen in Griechenland sagen müssen: "Ein gewisser Rückgang eures
    Lebensstandards ist zunächst unumgänglich, aber wenn ihr euer
    politisches System eingehend reformiert, könnte ihr wieder auf einen
    guten Weg kommen." Statt dessen haben die Europäer mit den
    griechischen Politikern zähe Verhandlungen über kleine Beträge
    geführt, während zur gleichen Zeit das politische System immer
    ineffizienter wurde.


    Wiederholen wir diese Fehler im Falle Spaniens?

    Ja, absolut. Es wäre so viel hilfreicher, wenn man so schnell wie
    möglich Umschuldungen in Spanien und Italien durchführen könnte.


    Aber weil die Banken das nicht wollen, wird dies nicht geschehen.


    Das ist genau das Problem. Im Falle Griechenlands war die
    Notwendigkeit für jeden klar. Aber während die griechischen Anleihen
    mit nur noch 30 Prozent oder weniger ihres Nennwertes notierten, hat
    man ein Jahr lang über die Frage verhandelt, wer die Kosten der
    Umschuldung tragen sollte. Man hat über Pennys geredet, während sich
    gleichzeitig die wirtschaftliche Lage Europas verschlechterte.


    Sollte Griechenland in der Währungsunion bleiben oder austreten?

    Im Moment wei� ich es wirklich nicht. Vor zwei Jahren hätte ich mit
    Sicherheit gesagt, sie sollten im Euro bleiben. Meine wichtigsten
    Bedenken sind wiederum politische. Die Menschen in Griechenland
    scheinen noch nicht akzeptiert zu haben, dass sich ihr Lebensstandard
    noch weiter verschlechtern wird und dass dies nicht die Schuld
    Deutschlands ist, sondern das Ergebnis ihres eigenen politischen
    Systems. Daher sehe ich keine groÃ?e Reformbereitschaft in
    Griechenland. Deutschland und Frankreich wollen Griechenland offenbar
    in der Währungsunion halten.


    In ihren Arbeiten befürworten Sie das Design politischer
    Institutionen. Stehen Sie damit nicht im Gegensatz zu Ã?-konomen wie
    früher Friedrich von Hayek und heute Dani Rodrik, die dafür plädieren,
    Institutionen müssten sich im Verlauf der Evolution entwickeln?

    Design ist ein starkes Wort. In manchen Situationen, zum Beispiel nach
    Revolutionen, müssen Institutionen gebaut oder wieder aufgebaut
    werden. Aber man steht nicht zwingend vor dem Nichts, weil historische
    Traditionen oft die Bildung von Institutionen beeinflussen. Von Hayek
    legte einen zu groÃ?en Wert auf die organische Entwicklung von
    Institutionen im Prozess der Evolution. Das kann leicht in die
    Situation führen, in der man sagt: "Man darf gar nichts an den
    Institutionen ändern." Das erinnert an die Vorstellungen des
    britischen Philosophen und Politikers Edmund Burke (1729 bis
    1797). Burke war der Auffassung, dass alte Institutionen schon
    deswegen nicht verändert werden dürften, weil sie alt sind. Das ist
    offensichtlich nicht wahr. Der "arabische Frühling" war eine gro�e
    Notwendigkeit. Dort hatten sich in der Vergangenheit schreckliche
    politische Systeme entwickelt, die zu stark waren, als dass man sie
    von innen heraus hätte reformieren können. Daher bedurfte es einer
    Revolution. Gleichzeitig verbinden sich solche Umwälzungen mit gro�er
    Unsicherheit. Vielleicht folgt in �gypten für mehrere Jahrzehnte ein
    noch schrecklicheres Regime. In Frankreich hat es nach der Revolution
    70 Jahre bis zur Entstehung vernünftiger Institutionen gedauert.




    *) Christian Odendahl promoviert an der Universität Stockholm und
    schreibt gelegentlich bei Free Exchange|The Economist.


    Bildquelle: laif





    Veröffentlicht 15. Juni 2012, 15:38 von Gerald Braunberger


    © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2012
    Alle Rechte vorbehalten.

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