BUNDESPRASIDENT BESUCHT ERSTMALS ARMENIEN (PRESIDENT VISITS ARMENIA FOR FIRST TIME)
Wiener Zeitung
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/467888_Erstmals-Bundespraesident-in-Armenien.html
25 Juni 2012
Osterreich
Heinz Fischer zu Gesprachen auf dreitagiger Reise in Eriwan.
Wien/Eriwan.
Als erster osterreichischer Bundesprasident ist Heinz Fischer
am Montag in Begleitung seiner Frau Margit Fischer und einer
Wirtschaftsdelegation zu einem dreitagigen offiziellen Besuch nach
Armenien aufgebrochen.
Heute, Dienstag, Nachmittag werden Fischer und seine Frau beim
Denkmal der Opfer des Volkermords an den Armeniern einen Kranz
niederlegen. Am Abend werden der Bundesprasident und seine Delegation
am osterreichisch-armenischen Wirtschaftsforum teilnehmen.
Von armenischer Seite wird beklagt, dass Osterreich noch keine eigene
Botschaft in Eriwan eroffnet hat, obwohl seit 20 Jahren politische
Beziehungen bestehen. Auch die Anerkennung der Massaker an den
Armeniern im Osmanischen Reich als Volkermord wird von Armenien
gefordert.
Viele internationale Organisationen und Staaten haben die Massaker
gemaß der UNO-Konvention von 1948 offiziell anerkannt und verurteilt,
darunter das Europaische Parlament, der Weltkirchenrat, Argentinien,
Belgien, Frankreich, Griechenland, Kanada, Russland, Niederlande,
Polen und andere. Nicht zuletzt aus Rucksicht auf die Beziehungen zur
Turkei verzichtete Wien darauf, im Nationalrat einen entsprechenden
Beschluss zu fassen.
Die Turkische Republik hat selbst lange Zeit keine großeren
Anstrengungen zur Aufarbeitung der Tragodie unternommen, weil sie
die Verantwortung dafur dem Osmanischen Reich zuschreibt und jede
Kontinuitat ablehnt. Die vehementen Reaktionen auf jeden Versuch,
einen Volkermord im Osmanischen Reich anzuerkennen, stehen dazu
allerdings in krassem Widerspruch.
Unumstritten ist - auch in der Turkei -, dass hunderttausende
Armenier auf grausame Art ums Leben kamen, als sie wahrend des
Ersten Weltkrieges vom Osmanischen Reich aus ihren Siedlungsgebieten
in Ost-und Sudanatolien nach Syrien deportiert wurden. Wahrend die
offizielle turkische Geschichtsschreibung die Opferzahl auf 300.000
beziffert, sprechen armenische Historiker allerdings von 1,2 bis 1,5
Millionen Toten. Kernpunkt des Streites ist aber, ob die Osmanen es
gezielt auf die Vernichtung des armenischen Volkes abgesehen hatten
oder ob es sich um ungewollte Exzesse bei der Umsiedlung handelte,
wie die Turken es sehen.
Wiener Zeitung
http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/welt/467888_Erstmals-Bundespraesident-in-Armenien.html
25 Juni 2012
Osterreich
Heinz Fischer zu Gesprachen auf dreitagiger Reise in Eriwan.
Wien/Eriwan.
Als erster osterreichischer Bundesprasident ist Heinz Fischer
am Montag in Begleitung seiner Frau Margit Fischer und einer
Wirtschaftsdelegation zu einem dreitagigen offiziellen Besuch nach
Armenien aufgebrochen.
Heute, Dienstag, Nachmittag werden Fischer und seine Frau beim
Denkmal der Opfer des Volkermords an den Armeniern einen Kranz
niederlegen. Am Abend werden der Bundesprasident und seine Delegation
am osterreichisch-armenischen Wirtschaftsforum teilnehmen.
Von armenischer Seite wird beklagt, dass Osterreich noch keine eigene
Botschaft in Eriwan eroffnet hat, obwohl seit 20 Jahren politische
Beziehungen bestehen. Auch die Anerkennung der Massaker an den
Armeniern im Osmanischen Reich als Volkermord wird von Armenien
gefordert.
Viele internationale Organisationen und Staaten haben die Massaker
gemaß der UNO-Konvention von 1948 offiziell anerkannt und verurteilt,
darunter das Europaische Parlament, der Weltkirchenrat, Argentinien,
Belgien, Frankreich, Griechenland, Kanada, Russland, Niederlande,
Polen und andere. Nicht zuletzt aus Rucksicht auf die Beziehungen zur
Turkei verzichtete Wien darauf, im Nationalrat einen entsprechenden
Beschluss zu fassen.
Die Turkische Republik hat selbst lange Zeit keine großeren
Anstrengungen zur Aufarbeitung der Tragodie unternommen, weil sie
die Verantwortung dafur dem Osmanischen Reich zuschreibt und jede
Kontinuitat ablehnt. Die vehementen Reaktionen auf jeden Versuch,
einen Volkermord im Osmanischen Reich anzuerkennen, stehen dazu
allerdings in krassem Widerspruch.
Unumstritten ist - auch in der Turkei -, dass hunderttausende
Armenier auf grausame Art ums Leben kamen, als sie wahrend des
Ersten Weltkrieges vom Osmanischen Reich aus ihren Siedlungsgebieten
in Ost-und Sudanatolien nach Syrien deportiert wurden. Wahrend die
offizielle turkische Geschichtsschreibung die Opferzahl auf 300.000
beziffert, sprechen armenische Historiker allerdings von 1,2 bis 1,5
Millionen Toten. Kernpunkt des Streites ist aber, ob die Osmanen es
gezielt auf die Vernichtung des armenischen Volkes abgesehen hatten
oder ob es sich um ungewollte Exzesse bei der Umsiedlung handelte,
wie die Turken es sehen.