HAYPRESS | Armenische Nachrichten - Deutschland
1. Mai 2012
WikiLeaks: Türkische Archive wurden bezüglich des Genozids an den
Armeniern ?gereinigt`
[Wikileaks: Turkish Archives regarding the Armenian Genocide have been
destroyed]
Ein türkischer Professor äußerte sich gegenüber dem U.S. Konsul
General in Istanbul, dass es Bemühungen gab, die Osmanischen Archive
bezüglich belastender Dokumente über den Genozid an den Armeniern zu
?reinigen`.
In dem auf den 12. Juli 2004 datierten WikiLeaks-Dokument
04ISTANBUL1074 ist vorzufinden, dass Professor Halil Berktay von der
Sabanci Universität Türkei, dem damaligen U.S. Generalkonsul in
Istanbul David Arnett anvertraut hat, dass es zwei ernsthafte Versuche
gab die türkischen Archive von belastenden Dokumenten über die
armenische Frage zu ?reinigen`.
Die erste ?Reinigung`, so Berktay, fand im Jahre 1918 statt.
Vermutlich bevor die Alliierten Kräfte Istanbul einnahmen. Berktay und
andere deuten darauf hin, dass wichtige Dokumente aus den türkischen
Archiven gestohlen wurden.
Berktay sagt aus, dass es einen zweiten Versuch in Verbindung mit
Halil Turgut Özal's Bestrebungen einer Öffnung der türkischen Archive
gab. Özal war Staatspräsident der Türkei von 1989-1993. Dieser zweite
Versuch wurde nach Berktay von pensionierten türkischen Diplomaten und
Offizieren vollzogen, angeführt von dem damaligen Botschafter Muharrem
Nuri Birgi.
Berktay sagt weiter aus, dass zu der Zeit, als er die Archive
untersuchte, Nuri Birgi sich regelmäßig mit einem gemeinsamen Freund
an einem Punkt traf und bezüglich der Armenier reuevoll gestand:
Wir haben sie tatsächlich abgeschlachtet.
Tony Greenwood, der Direktor des »American Research Institute« der
Türkei sagte aus, dass sehr wohl bekannt war, dass in der selben Zeit
als er in den Archiven arbeitete, eine Gruppe von pensionierten
Militär Offizieren privilegierten Zugang zu den Archiven hatte und
Monate damit verbrachte, die Dokumente durchzugehen.
Ein weiterer türkischer Wissenschaftler berichtet, dass der
fortlaufende Katalogisierungs-Prozess dafür benutzt wird, die
türkischen Archive von belastenden Beweisen zu ?reinigen`.
Historikerkommission und die türkischen Archive
Im Jahre 2005 schlug der türkische Ministerpräsidenten Recep Tayyip
Erdogan erstmals öffentlich die Einrichtung einer bilateralen
Historiker-Kommission vor. Das WikiLeaks-Dokument 04ISTANBUL1074,
welches von einer ?Reinigung` der türkischen Archive von belastenden
Dokumenten berichtet, ist auf den 12. Juli 2004 datiert, somit kurz
vor dem ersten öffentlichen Vorschlag von Erdogan zur Bildung solch
einer Kommission und der Untersuchung der nationalen Archive.
Zu den türkischen Archiven schrieb der türkische Journalist,
politische Kommentator und Schriftsteller Mehmet Ali Birand kürzlich,
ob die Amtsträger der Türkei begrenzt auf oder zufrieden damit waren,
nur türkische Archive zu benutzen, weil sie in diesen keine plausiblen
Dokumente oder Beweise zum Völkermord an den Armeniern finden konnten.
Beinahe zeitgleich mit dem Vorschlag der Türkei aus dem Jahre 2005
wurde kurze Zeit später jedoch die Historiker-Konferenz, die vom 25.
bis 27. Mai 2005 in Istanbul stattfinden sollte, durch den türkischen
Justizminister Cemil Cicek unterbunden und die von der türkischen
Regierungsmeinung abweichenden Positionen türkischer Wissenschaftler
als ?Dolchstoß in den Rücken der türkischen Nation` diffamiert. Der
Deutsche Bundestag betrachtete dies mit tiefer Sorge und schrieb in
diesem Zusammenhang in einem Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU,
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP:
Der Vorschlag von Ministerpräsident Erdogan, eine gemeinsame
türkischarmenische Historiker-Kommission einzurichten, kann nur dann
Erfolg haben, wenn er auf der Basis eines freien und öffentlichen
wissenschaftlichen Diskurses umgesetzt wird.
Armenien lehnt den Vorschlag einer Historikerkommission in Anbetracht
der Geschichte der türkischen Archive und den türkischen Umgang mit
dieser Thematik ab und betrachtet dies als einen Versuch Ankaras Zeit
zu gewinnen, so der ehemalige Außenminister Armeniens, Wartan
Oskanjan.
Armenischen Archive offen für jedermann
Auf die immer wiederkehrenden türkischen Vorwürfe Armenien solle seine
Archive öffnen, antwortete der Chef des »Armenian Genocide Museum«,
Hayk Demoyan, dass die Archive in Armenien für jedermann, auch für
türkische Funktionäre, zugänglich sind. Auch der Direktor des
armenischen Nationalarchivs, Dr. Amatuni Virabyan, informierte im
April diesen Jahres erneut, dass die Dokumente die im Nationalarchiv
Armeniens lagern nicht nur für Staatsbürger Armeniens, sondern auch
für Ausländer zugänglich sind. Er fügte hinzu, dass das Archiv bis zum
Jahre 2015 drei mehrsprachige Bänder mit Dokumenten veröffentlichen
werde.
In einem seltenen Interview mit der türkischen Tageszeitung »Hürriyet
Daily News« lud der Direktor des armenischen Nationalarchivs Virabyan
türkische Historiker ein, in den Archiven zu recherchieren und bot
ihnen Hilfe in jeder Hinsicht an. Weiter berichtet der Direktor:
Die Dokumente im Nationalarchiv der Türkei sind alle in osmanischer
Sprache. Unsere Dokumente in Armenien hingegen, sind auf armenisch,
russisch, englisch, deutsch und französisch erhältlich. Dies macht die
Sache für Forscher einfacher.
Virabyan fügte hinzu, dass 12,000 Dokumente des Archivs zudem auf
digitale Medien transferiert wurden und hunderte dieser Dokumente
bereits Online zugänglich sind. Die Frage, warum das armenische Archiv
in Boston (USA) bislang nicht geöffnet sei, beantwortete Vibrayan
damit, dass diese Archive den Daschnaken angehören und die dortigen
Dokumente derzeit katalogisiert werden.
Kemal Çiçek, ein Experte der »Turkish Historical Society« sagte, dass
türkische Historiker und Forscher bereits in den armenischen Archiven
arbeiten, diese jedoch nur wenig Informationen zum Jahr 1915
enthalten. Der Historiker Ara Safarian schlägt vor in dem wichtigen
türkischen Militärarchiv, welches jedoch nur für wenige ausgewählte
Historiker zugänglich ist, Forschungen zu betreiben.
Zahlreiche internationale Archive, unter anderem das Politische Archiv
des Auswärtigen Amtes in Berlin, die amerikanischen National Archives,
die Library of Congress der USA, sowie Archive in Frankreich,
Dänemark, Schweden, Russland und Großbritannien belegen dokumentiert
den Völkermord an den Armeniern.
http://haypressnews.wordpress.com/2012/05/01/wikileaks-turkische-archive-wurden-bezuglich-des-genozids-an-den-armeniern-%E2%80%9Egereinigt/
1. Mai 2012
WikiLeaks: Türkische Archive wurden bezüglich des Genozids an den
Armeniern ?gereinigt`
[Wikileaks: Turkish Archives regarding the Armenian Genocide have been
destroyed]
Ein türkischer Professor äußerte sich gegenüber dem U.S. Konsul
General in Istanbul, dass es Bemühungen gab, die Osmanischen Archive
bezüglich belastender Dokumente über den Genozid an den Armeniern zu
?reinigen`.
In dem auf den 12. Juli 2004 datierten WikiLeaks-Dokument
04ISTANBUL1074 ist vorzufinden, dass Professor Halil Berktay von der
Sabanci Universität Türkei, dem damaligen U.S. Generalkonsul in
Istanbul David Arnett anvertraut hat, dass es zwei ernsthafte Versuche
gab die türkischen Archive von belastenden Dokumenten über die
armenische Frage zu ?reinigen`.
Die erste ?Reinigung`, so Berktay, fand im Jahre 1918 statt.
Vermutlich bevor die Alliierten Kräfte Istanbul einnahmen. Berktay und
andere deuten darauf hin, dass wichtige Dokumente aus den türkischen
Archiven gestohlen wurden.
Berktay sagt aus, dass es einen zweiten Versuch in Verbindung mit
Halil Turgut Özal's Bestrebungen einer Öffnung der türkischen Archive
gab. Özal war Staatspräsident der Türkei von 1989-1993. Dieser zweite
Versuch wurde nach Berktay von pensionierten türkischen Diplomaten und
Offizieren vollzogen, angeführt von dem damaligen Botschafter Muharrem
Nuri Birgi.
Berktay sagt weiter aus, dass zu der Zeit, als er die Archive
untersuchte, Nuri Birgi sich regelmäßig mit einem gemeinsamen Freund
an einem Punkt traf und bezüglich der Armenier reuevoll gestand:
Wir haben sie tatsächlich abgeschlachtet.
Tony Greenwood, der Direktor des »American Research Institute« der
Türkei sagte aus, dass sehr wohl bekannt war, dass in der selben Zeit
als er in den Archiven arbeitete, eine Gruppe von pensionierten
Militär Offizieren privilegierten Zugang zu den Archiven hatte und
Monate damit verbrachte, die Dokumente durchzugehen.
Ein weiterer türkischer Wissenschaftler berichtet, dass der
fortlaufende Katalogisierungs-Prozess dafür benutzt wird, die
türkischen Archive von belastenden Beweisen zu ?reinigen`.
Historikerkommission und die türkischen Archive
Im Jahre 2005 schlug der türkische Ministerpräsidenten Recep Tayyip
Erdogan erstmals öffentlich die Einrichtung einer bilateralen
Historiker-Kommission vor. Das WikiLeaks-Dokument 04ISTANBUL1074,
welches von einer ?Reinigung` der türkischen Archive von belastenden
Dokumenten berichtet, ist auf den 12. Juli 2004 datiert, somit kurz
vor dem ersten öffentlichen Vorschlag von Erdogan zur Bildung solch
einer Kommission und der Untersuchung der nationalen Archive.
Zu den türkischen Archiven schrieb der türkische Journalist,
politische Kommentator und Schriftsteller Mehmet Ali Birand kürzlich,
ob die Amtsträger der Türkei begrenzt auf oder zufrieden damit waren,
nur türkische Archive zu benutzen, weil sie in diesen keine plausiblen
Dokumente oder Beweise zum Völkermord an den Armeniern finden konnten.
Beinahe zeitgleich mit dem Vorschlag der Türkei aus dem Jahre 2005
wurde kurze Zeit später jedoch die Historiker-Konferenz, die vom 25.
bis 27. Mai 2005 in Istanbul stattfinden sollte, durch den türkischen
Justizminister Cemil Cicek unterbunden und die von der türkischen
Regierungsmeinung abweichenden Positionen türkischer Wissenschaftler
als ?Dolchstoß in den Rücken der türkischen Nation` diffamiert. Der
Deutsche Bundestag betrachtete dies mit tiefer Sorge und schrieb in
diesem Zusammenhang in einem Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU,
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und FDP:
Der Vorschlag von Ministerpräsident Erdogan, eine gemeinsame
türkischarmenische Historiker-Kommission einzurichten, kann nur dann
Erfolg haben, wenn er auf der Basis eines freien und öffentlichen
wissenschaftlichen Diskurses umgesetzt wird.
Armenien lehnt den Vorschlag einer Historikerkommission in Anbetracht
der Geschichte der türkischen Archive und den türkischen Umgang mit
dieser Thematik ab und betrachtet dies als einen Versuch Ankaras Zeit
zu gewinnen, so der ehemalige Außenminister Armeniens, Wartan
Oskanjan.
Armenischen Archive offen für jedermann
Auf die immer wiederkehrenden türkischen Vorwürfe Armenien solle seine
Archive öffnen, antwortete der Chef des »Armenian Genocide Museum«,
Hayk Demoyan, dass die Archive in Armenien für jedermann, auch für
türkische Funktionäre, zugänglich sind. Auch der Direktor des
armenischen Nationalarchivs, Dr. Amatuni Virabyan, informierte im
April diesen Jahres erneut, dass die Dokumente die im Nationalarchiv
Armeniens lagern nicht nur für Staatsbürger Armeniens, sondern auch
für Ausländer zugänglich sind. Er fügte hinzu, dass das Archiv bis zum
Jahre 2015 drei mehrsprachige Bänder mit Dokumenten veröffentlichen
werde.
In einem seltenen Interview mit der türkischen Tageszeitung »Hürriyet
Daily News« lud der Direktor des armenischen Nationalarchivs Virabyan
türkische Historiker ein, in den Archiven zu recherchieren und bot
ihnen Hilfe in jeder Hinsicht an. Weiter berichtet der Direktor:
Die Dokumente im Nationalarchiv der Türkei sind alle in osmanischer
Sprache. Unsere Dokumente in Armenien hingegen, sind auf armenisch,
russisch, englisch, deutsch und französisch erhältlich. Dies macht die
Sache für Forscher einfacher.
Virabyan fügte hinzu, dass 12,000 Dokumente des Archivs zudem auf
digitale Medien transferiert wurden und hunderte dieser Dokumente
bereits Online zugänglich sind. Die Frage, warum das armenische Archiv
in Boston (USA) bislang nicht geöffnet sei, beantwortete Vibrayan
damit, dass diese Archive den Daschnaken angehören und die dortigen
Dokumente derzeit katalogisiert werden.
Kemal Çiçek, ein Experte der »Turkish Historical Society« sagte, dass
türkische Historiker und Forscher bereits in den armenischen Archiven
arbeiten, diese jedoch nur wenig Informationen zum Jahr 1915
enthalten. Der Historiker Ara Safarian schlägt vor in dem wichtigen
türkischen Militärarchiv, welches jedoch nur für wenige ausgewählte
Historiker zugänglich ist, Forschungen zu betreiben.
Zahlreiche internationale Archive, unter anderem das Politische Archiv
des Auswärtigen Amtes in Berlin, die amerikanischen National Archives,
die Library of Congress der USA, sowie Archive in Frankreich,
Dänemark, Schweden, Russland und Großbritannien belegen dokumentiert
den Völkermord an den Armeniern.
http://haypressnews.wordpress.com/2012/05/01/wikileaks-turkische-archive-wurden-bezuglich-des-genozids-an-den-armeniern-%E2%80%9Egereinigt/