WER IST FUR DAS BLUTBAD VOM MAIDAN VERANTWORTLICH
Monitor Nr. 660 vom 10.04.2014
Todesschusse in Kiew
zuruck zur Ubersicht
Video in hoher Auflösung
Bericht: Stephan Stuchlik, Olga Sviridenko, Philipp Jahn
Georg Restle: â~@~^Die Krise in der Ukraine ist noch lange nicht vorbei.
Dies haben uns die Bilder aus dem Osten des Landes von dieser
Woche gelehrt. Und auch die Propagandaschlacht geht weiter. Eine der
zentralen Fragen ist dabei, wer ist verantwortlich fur das Blutbad, dem
im Februar Dutzende Demonstranten und Polizisten zum Opfer fielen, und
das schlieÃ~_lich zum Sturz des Präsidenten Janukowitsch fuhrte? Wer
also waren die Todesschutzen auf dem Kiewer Maidan? Die vom Westen
unterstutzte Ubergangsregierung hat sich letzte Woche festgelegt:
Präsident Janukowitsch und seine Sonderkommandos tragen demnach
allein die Schuld fur die Toten. Doch an dieser Version gibt es
jetzt erhebliche Zweifel, wie die Recherchen von Philipp Jahn, Olga
Sviridenko und Stephan Stuchlik zeigen."
Was geschah am 20. Februar 2014 in Kiew? Aufgeheizte Stimmung, aus den
ursprunglich friedlichen Demonstrationen ist ein Burgerkrieg geworden.
Teile der Demonstranten haben sich bewaffnet, rucken in
Richtung Regierungsgebäude vor. In einzelnen Trupps versuchen
die Demonstranten, auf die Instituts-StraÃ~_e zu gelangen. Der
blutige Donnerstag: Einzeln werden Demonstranten erschossen, viele
von den Dächern umliegender Gebäude. Aber wer genau waren diese
Scharfschutzen, die auf die Demonstranten schossen?
Diese Frage beschäftigt die Kiewer bis heute, zu Hunderten kommen
sie täglich an den Platz des Massakers.
Als wir ankommen, sechs Wochen danach, ist anscheinend noch nicht
einmal die grundsätzliche Beweisaufnahme abgeschlossen. Sergeij, ein
Waffenexperte, ist einer der vielen unabhängigen Ermittler, die eng
mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten und die Ermittlungen in
Gang halten. Vor unseren Augen sichert er noch Patronenhulsen. Danach
alarmiert er die staatlichen Ermittler, die den Ort nach eigener
Aussage schon grundlich untersucht haben. Erstaunlich, während
sie noch arbeiten, hat sich ihre vorgesetzte Behörde in einer
Pressekonferenz schon festgelegt, wer die Schuldigen sind.
Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Mit dem heutigen Tag klagt die Staatsanwaltschaft 12 Mitglieder
der Spezialeinheit Berkut des Mordes an friedlichen Demonstranten
an. Der damalige Präsident Janukowitsch befehligte direkt diese
Spezialeinheit Berkut."
Die neue Regierung sagt also, die alte Regierung Janukowitsch wäre
fur das Blutbad verantwortlich.
Doch was geschah wirklich am 20 Februar? Fest steht, die Demonstranten
ruckten auf der InstitutsstraÃ~_e Richtung Regierungsgebäude vor. Von
gegenuber gerieten sie unter Feuer, vom Dach des Ministerkabinetts,
der Zentralbank und weiteren Regierungsgebäuden. Doch schon fruh
gab es Hinweise, dass sie auch im Rucken getroffen wurden, von ihrer
eigenen Zentrale aus, vom Hotel Ukraina.
Aber welche Beweise gibt es dafur? Zum einen ist da dieses Video, das
augenscheinlich beweist, dass der Oppositionelle mit dem Metallschild
von hinten getroffen wird. Der Mann in Gelb auf dieser Aufnahme geht
sogar noch weiter. Er gehörte zu den Demonstranten, war an diesem
Tag stundenlang auf der InstitutsstraÃ~_e. Er heiÃ~_t Mikola, wir
treffen uns mit ihm am Ort des Geschehens. Er sagt uns, es wurde
sogar mehrfach in den Rucken der Opposition geschossen.
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, am zwanzigsten wurden wir von
hinten beschossen, vom Hotel Ukraina, vom 8. oder 9. Stock aus."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Von der achten oder neunten
Etage?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, auf jeden Fall fast von
ganz oben."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Von da oben?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, da standen Leute oben und
haben geschossen und aus der anderen Richtung hier wurden wir auch
beschossen."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Und wer hat von oben geschossen?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Das weiÃ~_ ich nicht."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Haben Sie eine Ahnung?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Das waren Söldner, auf jeden
Fall Profis."
Das Ukraina-Hotel hier war das damalige Zentrum der Demonstranten. Hat
sich der Augenzeuge geirrt? Wir sind nachts unterwegs mit Ermittler
Sergej. Er zeigt uns mit einem Laser, dass es nicht nur Schusskanäle
aus Richtung der Regierungsgebäude gibt. Einige Kanäle in den Bäumen
deuten in die entgegengesetzte Richtung, wenn man durch Austrittsloch
und Einschussloch leuchtet, oben ins Hotel Ukraina, damals die
Zentrale der Opposition. Das aber passt schlecht zur Version des
Generalstaatsanwalts, der uns nach Tagen Uberzeugungsarbeit endlich
empfängt. Er ist von der neuen Regierung eingesetzt, gehört dem
rechtsnationalen Flugel der damaligen Opposition an, der umstrittenen
Svobóda-Partei.
Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt, Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Wir können wirklich heute schon sagen, nach allen Beweismitteln
und Expertisen, die wir in der Hand haben, wer prinzipiell Schuld an
den Sniper-Attacken ist: der damalige Präsident Viktor Janukowitsch,
der ehemalige Verwaltungschef und der ehemalige Innenminister
Sacharchenko."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Sie wissen auch, dass es Sniper
vom Hotel Ukraina gab?"
Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt, Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Wir untersuchen das."
Die Scharfschutzen also alles Janukowitsch-Leute? Es gibt noch
weitere Beweise, die diese These in Frage stellen. Wir treffen
uns mit einem Radio-Amateur, der an diesem Tag aufgezeichnet hat,
wie sich Janukowitsch-Scharfschutzen untereinander unterhalten. Ihr
Funkverkehr beweist: Da schieÃ~_t jemand auf Unbewaffnete, jemand
den sie nicht kennen.
1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^He, Leute, ihr da druben,
rechts vom Hotel Ukraina."
2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Wer hat da
geschossen? Unsere Leute schieÃ~_en nicht auf Unbewaffnete."
1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Jungs, da sitzt ein
Spotter, der zielt auf mich. Auf wen zielt der von der Ecke. Guckt
mal!"
2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Auf dem Dach vom gelben
Gebäude. Auf dem Kino, auf dem Kino."
1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Den hat jemand erschossen.
Aber nicht wir."
2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Miron, Miron, gibt es
da noch mehr Scharfschutzen? Und wer sind die?"
Wir halten fest: Es gab neben den Regierungs-Scharfschutzen also
noch andere unbekannte Schutzen, die auf unbewaffnete Demonstranten
geschossen haben. Und, wer immer vom Hotel Ukraina schieÃ~_t, hat -
so legt dieses Video nahe - auch diese Milizionäre getroffen. Dass
Janukowitsch auf die eigenen Leute hat schieÃ~_en lassen, ist
unwahrscheinlich.
Gab es also Scharfschutzen der damaligen Opposition? Fest steht, es
gab neben den vielen friedlichen Demonstranten durchaus eine Gruppe
Radikaler mit professionellen Waffen, wie diese Aufnahmen zeigen.
Und, das Hotel am Morgen des 20. Februar war fest in der Hand der
Opposition. Wir sprechen mit Augenzeugen aus dem Hotel Ukraina,
Journalisten, Oppositionelle. Sie alle bestätigen uns, am 20. Februar
war das Hotel von der Opposition schwer bewacht. Es hätte sich also
schwerlich ein Scharfschutze der Regierung einschleichen können.
Haben also radikale Oppositionelle am Ende selbst geschossen, um Chaos
zu erzeugen? Um Janukowitsch die Schuld anzuhängen? Die russischen
Fernsehsender verbreiten Bilder, auf denen genau das zu sehen sein
soll. Unsere Recherchen bestätigen, dass die Aufnahmen tatsächlich
im Hotel Ukraina gemacht wurden. Aber wer da genau auf wen schieÃ~_t,
lässt sich nicht endgultig klären.
Fest steht nur, es wurde nicht nur auf Oppositionelle, sondern auch auf
die Milizen der Regierung geschossen. Vielleicht sogar von denselben
Leuten? Wir treffen einen der wenigen Ã~Drzte, der die Verwundeten
beider Seiten versorgt hat.
Oleksandr Lisowoi, Krankenhaus Nr. 6, Kiew (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Die Verwundeten, die wir behandelt haben, hatten denselben Typ
Schussverletzungen, ich spreche jetzt von dem Typ Kugeln, die wir
aus den Körpern herausoperiert haben, die waren identisch. Mehr kann
ich nicht sagen."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Aber die haben Sie..."
Oleksandr Lisowoi, Krankenhaus Nr. 6, Kiew (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Bei der Miliz und bei der Opposition gefunden."
Warum geht die Staatsanwaltschaft solchen Fragen nicht nach? Der
deutsche AuÃ~_enminister und die Europäische Union haben bereits
im Februar per Abkommen festgestellt, dass die Schuldfrage in der
Ukraine ein politisch zentrales Thema sei, die Aufarbeitung sollte
â~@~^ergebnisoffen" sein, um das Vertrauen in die neue ukrainische
Regierung zu stärken. Doch mittlerweile mehren sich die Zweifel,
ob wirklich sachgerecht ermittelt wird, auch bei den eigenen
Mitarbeitern. Wir sprechen mit einem hochrangigen Mitglied der
Ermittlungskommission. Er erzählt uns Unglaubliches.
Zitat: â~@~^Das, was mir an Ergebnissen meiner Untersuchung vorliegt,
stimmt nicht mit dem uberein, was die Staatsanwaltschaft erklärt."
Wurden also Beweismittel unterdruckt oder sogar unterschlagen? Auch
die Rechtsanwälte, die die Angehörigen der Toten vertreten, alle
eigentlich auf Seiten der neuen Regierung, beklagen sich, dass sie
uberhaupt nicht daruber informiert werden, womit genau sich die
Staatsanwaltschaft beschäftige.
Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Wir
haben nicht gesagt bekommen, welcher Typ Waffen, wir bekommen
keinen Zugang zu den Gutachten, wir bekommen die Einsatzpläne
nicht. Die anderen Ermittlungsdokumente haben wir auch nicht, die
Staatsanwaltschaft zeigt uns einfach keine Papiere."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Haben Sie ballistische Gutachten?"
Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Nein."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Rechtsmedizinische Gutachten?"
Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ich
durfte in den Obduktionsbericht reingucken, aber nicht kopieren,
ballistische Gutachten habe ich nicht bekommen."
Ein Anwalt der Verletzten geht sogar noch weiter:
Oleksandr Baschuk, Anwalt der Geschädigten (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Wir kommen alle an keine Ermittlungsprotokolle ran und wenn
Sie mich fragen, gibt es dafur einen einfachen Grund, es wird nicht
richtig ermittelt. Ich als Anwalt der Verletzten sage Ihnen, die
Staatsanwaltschaft ermittelt nicht richtig, die decken ihre Leute,
die sind parteiisch, so wie fruher. Die wollen wie in der Sowjetunion
oder unter Janukowitsch alles unter der Decke halten, so ist das."
Der blutige Donnerstag: Uber 30 Menschen werden an diesem Tag
in Kiew ermordet, ein Blutbad im Zentrum einer europäischen
GroÃ~_stadt. Unsere Recherchen zeigen, dass in Kiew schon Schuldige
präsentiert werden, obwohl es auch zahlreiche Hinweise gibt, die in
Richtung Opposition weisen. Spuren, die nicht verfolgt werden. Und
möglicherweise gibt es auch noch andere Kräfte, die an den
SchieÃ~_ereien beteiligt waren. Die Kiewer Generalstaatsanwaltschaft
ist sich in ihrer Einschätzung sicher, wir sind es nicht.
Georg Restle: â~@~^Bei allen offenen Fragen, dass ein Vertreter
der nationalistischen Svoboda-Partei als Generalstaatsanwalt die
Aufklärung des Kiewer Blutbads ganz offensichtlich behindert, wirft
ein schlechtes Bild auf die neue Ubergangsregierung - und damit auch
auf all jene westlichen Regierungen, die die neuen Machthaber in
Kiew unterstutzen."
http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2014/0410/maidan.php5
Monitor Nr. 660 vom 10.04.2014
Todesschusse in Kiew
zuruck zur Ubersicht
Video in hoher Auflösung
Bericht: Stephan Stuchlik, Olga Sviridenko, Philipp Jahn
Georg Restle: â~@~^Die Krise in der Ukraine ist noch lange nicht vorbei.
Dies haben uns die Bilder aus dem Osten des Landes von dieser
Woche gelehrt. Und auch die Propagandaschlacht geht weiter. Eine der
zentralen Fragen ist dabei, wer ist verantwortlich fur das Blutbad, dem
im Februar Dutzende Demonstranten und Polizisten zum Opfer fielen, und
das schlieÃ~_lich zum Sturz des Präsidenten Janukowitsch fuhrte? Wer
also waren die Todesschutzen auf dem Kiewer Maidan? Die vom Westen
unterstutzte Ubergangsregierung hat sich letzte Woche festgelegt:
Präsident Janukowitsch und seine Sonderkommandos tragen demnach
allein die Schuld fur die Toten. Doch an dieser Version gibt es
jetzt erhebliche Zweifel, wie die Recherchen von Philipp Jahn, Olga
Sviridenko und Stephan Stuchlik zeigen."
Was geschah am 20. Februar 2014 in Kiew? Aufgeheizte Stimmung, aus den
ursprunglich friedlichen Demonstrationen ist ein Burgerkrieg geworden.
Teile der Demonstranten haben sich bewaffnet, rucken in
Richtung Regierungsgebäude vor. In einzelnen Trupps versuchen
die Demonstranten, auf die Instituts-StraÃ~_e zu gelangen. Der
blutige Donnerstag: Einzeln werden Demonstranten erschossen, viele
von den Dächern umliegender Gebäude. Aber wer genau waren diese
Scharfschutzen, die auf die Demonstranten schossen?
Diese Frage beschäftigt die Kiewer bis heute, zu Hunderten kommen
sie täglich an den Platz des Massakers.
Als wir ankommen, sechs Wochen danach, ist anscheinend noch nicht
einmal die grundsätzliche Beweisaufnahme abgeschlossen. Sergeij, ein
Waffenexperte, ist einer der vielen unabhängigen Ermittler, die eng
mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten und die Ermittlungen in
Gang halten. Vor unseren Augen sichert er noch Patronenhulsen. Danach
alarmiert er die staatlichen Ermittler, die den Ort nach eigener
Aussage schon grundlich untersucht haben. Erstaunlich, während
sie noch arbeiten, hat sich ihre vorgesetzte Behörde in einer
Pressekonferenz schon festgelegt, wer die Schuldigen sind.
Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Mit dem heutigen Tag klagt die Staatsanwaltschaft 12 Mitglieder
der Spezialeinheit Berkut des Mordes an friedlichen Demonstranten
an. Der damalige Präsident Janukowitsch befehligte direkt diese
Spezialeinheit Berkut."
Die neue Regierung sagt also, die alte Regierung Janukowitsch wäre
fur das Blutbad verantwortlich.
Doch was geschah wirklich am 20 Februar? Fest steht, die Demonstranten
ruckten auf der InstitutsstraÃ~_e Richtung Regierungsgebäude vor. Von
gegenuber gerieten sie unter Feuer, vom Dach des Ministerkabinetts,
der Zentralbank und weiteren Regierungsgebäuden. Doch schon fruh
gab es Hinweise, dass sie auch im Rucken getroffen wurden, von ihrer
eigenen Zentrale aus, vom Hotel Ukraina.
Aber welche Beweise gibt es dafur? Zum einen ist da dieses Video, das
augenscheinlich beweist, dass der Oppositionelle mit dem Metallschild
von hinten getroffen wird. Der Mann in Gelb auf dieser Aufnahme geht
sogar noch weiter. Er gehörte zu den Demonstranten, war an diesem
Tag stundenlang auf der InstitutsstraÃ~_e. Er heiÃ~_t Mikola, wir
treffen uns mit ihm am Ort des Geschehens. Er sagt uns, es wurde
sogar mehrfach in den Rucken der Opposition geschossen.
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, am zwanzigsten wurden wir von
hinten beschossen, vom Hotel Ukraina, vom 8. oder 9. Stock aus."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Von der achten oder neunten
Etage?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, auf jeden Fall fast von
ganz oben."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Von da oben?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, da standen Leute oben und
haben geschossen und aus der anderen Richtung hier wurden wir auch
beschossen."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Und wer hat von oben geschossen?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Das weiÃ~_ ich nicht."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Haben Sie eine Ahnung?"
Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Das waren Söldner, auf jeden
Fall Profis."
Das Ukraina-Hotel hier war das damalige Zentrum der Demonstranten. Hat
sich der Augenzeuge geirrt? Wir sind nachts unterwegs mit Ermittler
Sergej. Er zeigt uns mit einem Laser, dass es nicht nur Schusskanäle
aus Richtung der Regierungsgebäude gibt. Einige Kanäle in den Bäumen
deuten in die entgegengesetzte Richtung, wenn man durch Austrittsloch
und Einschussloch leuchtet, oben ins Hotel Ukraina, damals die
Zentrale der Opposition. Das aber passt schlecht zur Version des
Generalstaatsanwalts, der uns nach Tagen Uberzeugungsarbeit endlich
empfängt. Er ist von der neuen Regierung eingesetzt, gehört dem
rechtsnationalen Flugel der damaligen Opposition an, der umstrittenen
Svobóda-Partei.
Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt, Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Wir können wirklich heute schon sagen, nach allen Beweismitteln
und Expertisen, die wir in der Hand haben, wer prinzipiell Schuld an
den Sniper-Attacken ist: der damalige Präsident Viktor Janukowitsch,
der ehemalige Verwaltungschef und der ehemalige Innenminister
Sacharchenko."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Sie wissen auch, dass es Sniper
vom Hotel Ukraina gab?"
Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt, Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Wir untersuchen das."
Die Scharfschutzen also alles Janukowitsch-Leute? Es gibt noch
weitere Beweise, die diese These in Frage stellen. Wir treffen
uns mit einem Radio-Amateur, der an diesem Tag aufgezeichnet hat,
wie sich Janukowitsch-Scharfschutzen untereinander unterhalten. Ihr
Funkverkehr beweist: Da schieÃ~_t jemand auf Unbewaffnete, jemand
den sie nicht kennen.
1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^He, Leute, ihr da druben,
rechts vom Hotel Ukraina."
2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Wer hat da
geschossen? Unsere Leute schieÃ~_en nicht auf Unbewaffnete."
1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Jungs, da sitzt ein
Spotter, der zielt auf mich. Auf wen zielt der von der Ecke. Guckt
mal!"
2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Auf dem Dach vom gelben
Gebäude. Auf dem Kino, auf dem Kino."
1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Den hat jemand erschossen.
Aber nicht wir."
2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Miron, Miron, gibt es
da noch mehr Scharfschutzen? Und wer sind die?"
Wir halten fest: Es gab neben den Regierungs-Scharfschutzen also
noch andere unbekannte Schutzen, die auf unbewaffnete Demonstranten
geschossen haben. Und, wer immer vom Hotel Ukraina schieÃ~_t, hat -
so legt dieses Video nahe - auch diese Milizionäre getroffen. Dass
Janukowitsch auf die eigenen Leute hat schieÃ~_en lassen, ist
unwahrscheinlich.
Gab es also Scharfschutzen der damaligen Opposition? Fest steht, es
gab neben den vielen friedlichen Demonstranten durchaus eine Gruppe
Radikaler mit professionellen Waffen, wie diese Aufnahmen zeigen.
Und, das Hotel am Morgen des 20. Februar war fest in der Hand der
Opposition. Wir sprechen mit Augenzeugen aus dem Hotel Ukraina,
Journalisten, Oppositionelle. Sie alle bestätigen uns, am 20. Februar
war das Hotel von der Opposition schwer bewacht. Es hätte sich also
schwerlich ein Scharfschutze der Regierung einschleichen können.
Haben also radikale Oppositionelle am Ende selbst geschossen, um Chaos
zu erzeugen? Um Janukowitsch die Schuld anzuhängen? Die russischen
Fernsehsender verbreiten Bilder, auf denen genau das zu sehen sein
soll. Unsere Recherchen bestätigen, dass die Aufnahmen tatsächlich
im Hotel Ukraina gemacht wurden. Aber wer da genau auf wen schieÃ~_t,
lässt sich nicht endgultig klären.
Fest steht nur, es wurde nicht nur auf Oppositionelle, sondern auch auf
die Milizen der Regierung geschossen. Vielleicht sogar von denselben
Leuten? Wir treffen einen der wenigen Ã~Drzte, der die Verwundeten
beider Seiten versorgt hat.
Oleksandr Lisowoi, Krankenhaus Nr. 6, Kiew (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Die Verwundeten, die wir behandelt haben, hatten denselben Typ
Schussverletzungen, ich spreche jetzt von dem Typ Kugeln, die wir
aus den Körpern herausoperiert haben, die waren identisch. Mehr kann
ich nicht sagen."
Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Aber die haben Sie..."
Oleksandr Lisowoi, Krankenhaus Nr. 6, Kiew (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Bei der Miliz und bei der Opposition gefunden."
Warum geht die Staatsanwaltschaft solchen Fragen nicht nach? Der
deutsche AuÃ~_enminister und die Europäische Union haben bereits
im Februar per Abkommen festgestellt, dass die Schuldfrage in der
Ukraine ein politisch zentrales Thema sei, die Aufarbeitung sollte
â~@~^ergebnisoffen" sein, um das Vertrauen in die neue ukrainische
Regierung zu stärken. Doch mittlerweile mehren sich die Zweifel,
ob wirklich sachgerecht ermittelt wird, auch bei den eigenen
Mitarbeitern. Wir sprechen mit einem hochrangigen Mitglied der
Ermittlungskommission. Er erzählt uns Unglaubliches.
Zitat: â~@~^Das, was mir an Ergebnissen meiner Untersuchung vorliegt,
stimmt nicht mit dem uberein, was die Staatsanwaltschaft erklärt."
Wurden also Beweismittel unterdruckt oder sogar unterschlagen? Auch
die Rechtsanwälte, die die Angehörigen der Toten vertreten, alle
eigentlich auf Seiten der neuen Regierung, beklagen sich, dass sie
uberhaupt nicht daruber informiert werden, womit genau sich die
Staatsanwaltschaft beschäftige.
Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Wir
haben nicht gesagt bekommen, welcher Typ Waffen, wir bekommen
keinen Zugang zu den Gutachten, wir bekommen die Einsatzpläne
nicht. Die anderen Ermittlungsdokumente haben wir auch nicht, die
Staatsanwaltschaft zeigt uns einfach keine Papiere."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Haben Sie ballistische Gutachten?"
Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Nein."
Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Rechtsmedizinische Gutachten?"
Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ich
durfte in den Obduktionsbericht reingucken, aber nicht kopieren,
ballistische Gutachten habe ich nicht bekommen."
Ein Anwalt der Verletzten geht sogar noch weiter:
Oleksandr Baschuk, Anwalt der Geschädigten (Ubersetzung MONITOR):
â~@~^Wir kommen alle an keine Ermittlungsprotokolle ran und wenn
Sie mich fragen, gibt es dafur einen einfachen Grund, es wird nicht
richtig ermittelt. Ich als Anwalt der Verletzten sage Ihnen, die
Staatsanwaltschaft ermittelt nicht richtig, die decken ihre Leute,
die sind parteiisch, so wie fruher. Die wollen wie in der Sowjetunion
oder unter Janukowitsch alles unter der Decke halten, so ist das."
Der blutige Donnerstag: Uber 30 Menschen werden an diesem Tag
in Kiew ermordet, ein Blutbad im Zentrum einer europäischen
GroÃ~_stadt. Unsere Recherchen zeigen, dass in Kiew schon Schuldige
präsentiert werden, obwohl es auch zahlreiche Hinweise gibt, die in
Richtung Opposition weisen. Spuren, die nicht verfolgt werden. Und
möglicherweise gibt es auch noch andere Kräfte, die an den
SchieÃ~_ereien beteiligt waren. Die Kiewer Generalstaatsanwaltschaft
ist sich in ihrer Einschätzung sicher, wir sind es nicht.
Georg Restle: â~@~^Bei allen offenen Fragen, dass ein Vertreter
der nationalistischen Svoboda-Partei als Generalstaatsanwalt die
Aufklärung des Kiewer Blutbads ganz offensichtlich behindert, wirft
ein schlechtes Bild auf die neue Ubergangsregierung - und damit auch
auf all jene westlichen Regierungen, die die neuen Machthaber in
Kiew unterstutzen."
http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2014/0410/maidan.php5