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Wer Ist Fur Das Blutbad Vom Maidan Verantwortlich

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    WER IST FUR DAS BLUTBAD VOM MAIDAN VERANTWORTLICH

    Monitor Nr. 660 vom 10.04.2014

    Todesschusse in Kiew

    zuruck zur Ubersicht

    Video in hoher Auflösung

    Bericht: Stephan Stuchlik, Olga Sviridenko, Philipp Jahn

    Georg Restle: â~@~^Die Krise in der Ukraine ist noch lange nicht vorbei.

    Dies haben uns die Bilder aus dem Osten des Landes von dieser
    Woche gelehrt. Und auch die Propagandaschlacht geht weiter. Eine der
    zentralen Fragen ist dabei, wer ist verantwortlich fur das Blutbad, dem
    im Februar Dutzende Demonstranten und Polizisten zum Opfer fielen, und
    das schlieÃ~_lich zum Sturz des Präsidenten Janukowitsch fuhrte? Wer
    also waren die Todesschutzen auf dem Kiewer Maidan? Die vom Westen
    unterstutzte Ubergangsregierung hat sich letzte Woche festgelegt:
    Präsident Janukowitsch und seine Sonderkommandos tragen demnach
    allein die Schuld fur die Toten. Doch an dieser Version gibt es
    jetzt erhebliche Zweifel, wie die Recherchen von Philipp Jahn, Olga
    Sviridenko und Stephan Stuchlik zeigen."

    Was geschah am 20. Februar 2014 in Kiew? Aufgeheizte Stimmung, aus den
    ursprunglich friedlichen Demonstrationen ist ein Burgerkrieg geworden.

    Teile der Demonstranten haben sich bewaffnet, rucken in
    Richtung Regierungsgebäude vor. In einzelnen Trupps versuchen
    die Demonstranten, auf die Instituts-StraÃ~_e zu gelangen. Der
    blutige Donnerstag: Einzeln werden Demonstranten erschossen, viele
    von den Dächern umliegender Gebäude. Aber wer genau waren diese
    Scharfschutzen, die auf die Demonstranten schossen?

    Diese Frage beschäftigt die Kiewer bis heute, zu Hunderten kommen
    sie täglich an den Platz des Massakers.

    Als wir ankommen, sechs Wochen danach, ist anscheinend noch nicht
    einmal die grundsätzliche Beweisaufnahme abgeschlossen. Sergeij, ein
    Waffenexperte, ist einer der vielen unabhängigen Ermittler, die eng
    mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten und die Ermittlungen in
    Gang halten. Vor unseren Augen sichert er noch Patronenhulsen. Danach
    alarmiert er die staatlichen Ermittler, die den Ort nach eigener
    Aussage schon grundlich untersucht haben. Erstaunlich, während
    sie noch arbeiten, hat sich ihre vorgesetzte Behörde in einer
    Pressekonferenz schon festgelegt, wer die Schuldigen sind.

    Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Mit dem heutigen Tag klagt die Staatsanwaltschaft 12 Mitglieder
    der Spezialeinheit Berkut des Mordes an friedlichen Demonstranten
    an. Der damalige Präsident Janukowitsch befehligte direkt diese
    Spezialeinheit Berkut."

    Die neue Regierung sagt also, die alte Regierung Janukowitsch wäre
    fur das Blutbad verantwortlich.

    Doch was geschah wirklich am 20 Februar? Fest steht, die Demonstranten
    ruckten auf der InstitutsstraÃ~_e Richtung Regierungsgebäude vor. Von
    gegenuber gerieten sie unter Feuer, vom Dach des Ministerkabinetts,
    der Zentralbank und weiteren Regierungsgebäuden. Doch schon fruh
    gab es Hinweise, dass sie auch im Rucken getroffen wurden, von ihrer
    eigenen Zentrale aus, vom Hotel Ukraina.

    Aber welche Beweise gibt es dafur? Zum einen ist da dieses Video, das
    augenscheinlich beweist, dass der Oppositionelle mit dem Metallschild
    von hinten getroffen wird. Der Mann in Gelb auf dieser Aufnahme geht
    sogar noch weiter. Er gehörte zu den Demonstranten, war an diesem
    Tag stundenlang auf der InstitutsstraÃ~_e. Er heiÃ~_t Mikola, wir
    treffen uns mit ihm am Ort des Geschehens. Er sagt uns, es wurde
    sogar mehrfach in den Rucken der Opposition geschossen.

    Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, am zwanzigsten wurden wir von
    hinten beschossen, vom Hotel Ukraina, vom 8. oder 9. Stock aus."

    Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Von der achten oder neunten
    Etage?"

    Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, auf jeden Fall fast von
    ganz oben."

    Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Von da oben?"

    Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ja, da standen Leute oben und
    haben geschossen und aus der anderen Richtung hier wurden wir auch
    beschossen."

    Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Und wer hat von oben geschossen?"

    Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Das weiÃ~_ ich nicht."

    Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Haben Sie eine Ahnung?"

    Mikola (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Das waren Söldner, auf jeden
    Fall Profis."

    Das Ukraina-Hotel hier war das damalige Zentrum der Demonstranten. Hat
    sich der Augenzeuge geirrt? Wir sind nachts unterwegs mit Ermittler
    Sergej. Er zeigt uns mit einem Laser, dass es nicht nur Schusskanäle
    aus Richtung der Regierungsgebäude gibt. Einige Kanäle in den Bäumen
    deuten in die entgegengesetzte Richtung, wenn man durch Austrittsloch
    und Einschussloch leuchtet, oben ins Hotel Ukraina, damals die
    Zentrale der Opposition. Das aber passt schlecht zur Version des
    Generalstaatsanwalts, der uns nach Tagen Uberzeugungsarbeit endlich
    empfängt. Er ist von der neuen Regierung eingesetzt, gehört dem
    rechtsnationalen Flugel der damaligen Opposition an, der umstrittenen
    Svobóda-Partei.

    Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt, Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Wir können wirklich heute schon sagen, nach allen Beweismitteln
    und Expertisen, die wir in der Hand haben, wer prinzipiell Schuld an
    den Sniper-Attacken ist: der damalige Präsident Viktor Janukowitsch,
    der ehemalige Verwaltungschef und der ehemalige Innenminister
    Sacharchenko."

    Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Sie wissen auch, dass es Sniper
    vom Hotel Ukraina gab?"

    Oleg Machnitzki, Generalstaatsanwalt, Ukraine (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Wir untersuchen das."

    Die Scharfschutzen also alles Janukowitsch-Leute? Es gibt noch
    weitere Beweise, die diese These in Frage stellen. Wir treffen
    uns mit einem Radio-Amateur, der an diesem Tag aufgezeichnet hat,
    wie sich Janukowitsch-Scharfschutzen untereinander unterhalten. Ihr
    Funkverkehr beweist: Da schieÃ~_t jemand auf Unbewaffnete, jemand
    den sie nicht kennen.

    1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^He, Leute, ihr da druben,
    rechts vom Hotel Ukraina."

    2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Wer hat da
    geschossen? Unsere Leute schieÃ~_en nicht auf Unbewaffnete."

    1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Jungs, da sitzt ein
    Spotter, der zielt auf mich. Auf wen zielt der von der Ecke. Guckt
    mal!"

    2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Auf dem Dach vom gelben
    Gebäude. Auf dem Kino, auf dem Kino."

    1. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Den hat jemand erschossen.

    Aber nicht wir."

    2. Scharfschutze (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Miron, Miron, gibt es
    da noch mehr Scharfschutzen? Und wer sind die?"

    Wir halten fest: Es gab neben den Regierungs-Scharfschutzen also
    noch andere unbekannte Schutzen, die auf unbewaffnete Demonstranten
    geschossen haben. Und, wer immer vom Hotel Ukraina schieÃ~_t, hat -
    so legt dieses Video nahe - auch diese Milizionäre getroffen. Dass
    Janukowitsch auf die eigenen Leute hat schieÃ~_en lassen, ist
    unwahrscheinlich.

    Gab es also Scharfschutzen der damaligen Opposition? Fest steht, es
    gab neben den vielen friedlichen Demonstranten durchaus eine Gruppe
    Radikaler mit professionellen Waffen, wie diese Aufnahmen zeigen.

    Und, das Hotel am Morgen des 20. Februar war fest in der Hand der
    Opposition. Wir sprechen mit Augenzeugen aus dem Hotel Ukraina,
    Journalisten, Oppositionelle. Sie alle bestätigen uns, am 20. Februar
    war das Hotel von der Opposition schwer bewacht. Es hätte sich also
    schwerlich ein Scharfschutze der Regierung einschleichen können.

    Haben also radikale Oppositionelle am Ende selbst geschossen, um Chaos
    zu erzeugen? Um Janukowitsch die Schuld anzuhängen? Die russischen
    Fernsehsender verbreiten Bilder, auf denen genau das zu sehen sein
    soll. Unsere Recherchen bestätigen, dass die Aufnahmen tatsächlich
    im Hotel Ukraina gemacht wurden. Aber wer da genau auf wen schieÃ~_t,
    lässt sich nicht endgultig klären.

    Fest steht nur, es wurde nicht nur auf Oppositionelle, sondern auch auf
    die Milizen der Regierung geschossen. Vielleicht sogar von denselben
    Leuten? Wir treffen einen der wenigen Ã~Drzte, der die Verwundeten
    beider Seiten versorgt hat.

    Oleksandr Lisowoi, Krankenhaus Nr. 6, Kiew (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Die Verwundeten, die wir behandelt haben, hatten denselben Typ
    Schussverletzungen, ich spreche jetzt von dem Typ Kugeln, die wir
    aus den Körpern herausoperiert haben, die waren identisch. Mehr kann
    ich nicht sagen."

    Reporterin (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Aber die haben Sie..."

    Oleksandr Lisowoi, Krankenhaus Nr. 6, Kiew (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Bei der Miliz und bei der Opposition gefunden."

    Warum geht die Staatsanwaltschaft solchen Fragen nicht nach? Der
    deutsche AuÃ~_enminister und die Europäische Union haben bereits
    im Februar per Abkommen festgestellt, dass die Schuldfrage in der
    Ukraine ein politisch zentrales Thema sei, die Aufarbeitung sollte
    â~@~^ergebnisoffen" sein, um das Vertrauen in die neue ukrainische
    Regierung zu stärken. Doch mittlerweile mehren sich die Zweifel,
    ob wirklich sachgerecht ermittelt wird, auch bei den eigenen
    Mitarbeitern. Wir sprechen mit einem hochrangigen Mitglied der
    Ermittlungskommission. Er erzählt uns Unglaubliches.

    Zitat: â~@~^Das, was mir an Ergebnissen meiner Untersuchung vorliegt,
    stimmt nicht mit dem uberein, was die Staatsanwaltschaft erklärt."

    Wurden also Beweismittel unterdruckt oder sogar unterschlagen? Auch
    die Rechtsanwälte, die die Angehörigen der Toten vertreten, alle
    eigentlich auf Seiten der neuen Regierung, beklagen sich, dass sie
    uberhaupt nicht daruber informiert werden, womit genau sich die
    Staatsanwaltschaft beschäftige.

    Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Wir
    haben nicht gesagt bekommen, welcher Typ Waffen, wir bekommen
    keinen Zugang zu den Gutachten, wir bekommen die Einsatzpläne
    nicht. Die anderen Ermittlungsdokumente haben wir auch nicht, die
    Staatsanwaltschaft zeigt uns einfach keine Papiere."

    Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Haben Sie ballistische Gutachten?"

    Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Nein."

    Reporter (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Rechtsmedizinische Gutachten?"

    Roman Titikalo, Anwalt der Nebenklage (Ubersetzung MONITOR): â~@~^Ich
    durfte in den Obduktionsbericht reingucken, aber nicht kopieren,
    ballistische Gutachten habe ich nicht bekommen."

    Ein Anwalt der Verletzten geht sogar noch weiter:

    Oleksandr Baschuk, Anwalt der Geschädigten (Ubersetzung MONITOR):
    â~@~^Wir kommen alle an keine Ermittlungsprotokolle ran und wenn
    Sie mich fragen, gibt es dafur einen einfachen Grund, es wird nicht
    richtig ermittelt. Ich als Anwalt der Verletzten sage Ihnen, die
    Staatsanwaltschaft ermittelt nicht richtig, die decken ihre Leute,
    die sind parteiisch, so wie fruher. Die wollen wie in der Sowjetunion
    oder unter Janukowitsch alles unter der Decke halten, so ist das."

    Der blutige Donnerstag: Uber 30 Menschen werden an diesem Tag
    in Kiew ermordet, ein Blutbad im Zentrum einer europäischen
    GroÃ~_stadt. Unsere Recherchen zeigen, dass in Kiew schon Schuldige
    präsentiert werden, obwohl es auch zahlreiche Hinweise gibt, die in
    Richtung Opposition weisen. Spuren, die nicht verfolgt werden. Und
    möglicherweise gibt es auch noch andere Kräfte, die an den
    SchieÃ~_ereien beteiligt waren. Die Kiewer Generalstaatsanwaltschaft
    ist sich in ihrer Einschätzung sicher, wir sind es nicht.

    Georg Restle: â~@~^Bei allen offenen Fragen, dass ein Vertreter
    der nationalistischen Svoboda-Partei als Generalstaatsanwalt die
    Aufklärung des Kiewer Blutbads ganz offensichtlich behindert, wirft
    ein schlechtes Bild auf die neue Ubergangsregierung - und damit auch
    auf all jene westlichen Regierungen, die die neuen Machthaber in
    Kiew unterstutzen."

    http://www.wdr.de/tv/monitor//sendungen/2014/0410/maidan.php5

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