PARLAMENTSKLUBS VERURTEILEN VOLKERMORD AN ARMENIERN
Nationalrat / Bild: Die Presse
In einer gemeinsamen Erklarung haben alle sechs Nationalratsfraktionen
den Genozid an den Armeniern anerkannt.
21.04.2015 | 07:14 | (DiePresse.com)
Alle sechs Nationalratsfraktionen haben sich zu einer gemeinsamen
Erklarung zusammengefunden, die den vor 100 Jahren verbrochenen
Massenmord an Armeniern im Osmanischen Reich als Genozid verurteilt.
Verwiesen wird auch auf die historische Verantwortung Osterreichs,
war die k.u.k.-Monarchie doch im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen
Reich verbundet.
Mehr zum Thema:
Ankara zeigt sich versohnlicher in Genozid-Debatte Das letzte
armenische Dorf: Ein Dorf, ein Mythos "Die Turkei hat eine große
Chance vergeben"
Der Mord an 1,5 Millionen Armenien war zuletzt wieder starker in
den Fokus der Offentlichkeit geruckt, da Papst Franziskus und das
Europaparlament den Volkermord gegeißelt hatten. Der Papst sprach
vom ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Die Turkei reagierte jeweils
emport. Sie zog ihren Botschafter aus dem Vatikan ab. Fur Prasident
Recep Tayyip Erdogan spricht der Papst "Unsinn".
Gemeinsame Erklarung
Anders sieht dies nun erstmals das offizielle Osterreich. In der
gemeinsamen Erklarung der Parlamentsparteien wird auch Zehntausender
Angehoriger anderer christlicher Bevolkerungsgruppen im Osmanischen
Reich, etwa der Aramaer, Assyrer, Chaldaer und der Pontos-Griechen
gedacht, die ebenfalls vor 100 Jahren gewaltsam zu Tode kamen.
In der Erklarung heißt es, dass es Osterreichs Pflicht sei,
die schrecklichen Geschehnisse als Genozid anzuerkennen und zu
verurteilen. Ebenso sei es die Pflicht der Turkei, "sich der ehrlichen
Aufarbeitung dunkler und schmerzhafter Kapitel ihrer Vergangenheit
zu stellen und die im Osmanischen Reich begangenen Verbrechen an den
Armeniern als Genozid anzuerkennen".
20 Parlamente haben Volkermord anerkannt
Das Verbrechen an den Armeniern mache die Notwendigkeit von
Gedachtniskulturen deutlich: "Denn das Bewusstsein fur unsere
unantastbaren Werte der Freiheit, des Friedens und der Menschenrechte
ist untrennbar verbunden mit einem wurdigen Andenken an die Opfer
von Gewalt, Verfolgung, Vertreibung und Massenmord", heißt es in dem
Papier, das am Rande der Nationalratssitzung am Mittwoch offentlich
prasentiert werden soll.
Mehr als 20 nationale Parlamente haben den Volkermord an den Armenien
bisher anerkannt. Auch fur einen Großteil der Historiker ist der Fall
klar. Ein Argument Osterreichs, die Graueltaten nicht als Volkermord
anzuerkennen, war bisher, dass die Massaker vor der UNO-Konvention
uber die Verhutung und Bestrafung des Volkermordes 1948 verubt wurden.
Freilich fand auch der Holocaust davor statt. Anfang des Monats hatte
der Okumenische Rat der Kirchen (ORKO) an Bundesprasident Fischer,
Bundeskanzler Werner Faymann (SPO), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner
(OVP) und Nationalratsprasidentin Doris Bures (SPO) appelliert, die
Republik Osterreich moge endlich den Volkermord am armenischen Volk
anerkennen und "damit dem Beispiel vieler anderer Staaten folgen".
Trotz der nunmehrigen Anerkennung durch den Nationalrat ist Osterreich
beim zentralen Gedenken an den Volkermord am 24. April in der
armenischen Hauptstadt Eriwan nur auf Botschafterebene reprasentiert:
Bundesprasident Fischer hat eine Einladung nicht angenommen.
(APA)
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4713249/Parlamentsklubs-verurteilen-Volkermord-an-Armeniern?from=suche.intern.portal
Nationalrat / Bild: Die Presse
In einer gemeinsamen Erklarung haben alle sechs Nationalratsfraktionen
den Genozid an den Armeniern anerkannt.
21.04.2015 | 07:14 | (DiePresse.com)
Alle sechs Nationalratsfraktionen haben sich zu einer gemeinsamen
Erklarung zusammengefunden, die den vor 100 Jahren verbrochenen
Massenmord an Armeniern im Osmanischen Reich als Genozid verurteilt.
Verwiesen wird auch auf die historische Verantwortung Osterreichs,
war die k.u.k.-Monarchie doch im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen
Reich verbundet.
Ankara zeigt sich versohnlicher in Genozid-Debatte Das letzte
armenische Dorf: Ein Dorf, ein Mythos "Die Turkei hat eine große
Chance vergeben"
Der Mord an 1,5 Millionen Armenien war zuletzt wieder starker in
den Fokus der Offentlichkeit geruckt, da Papst Franziskus und das
Europaparlament den Volkermord gegeißelt hatten. Der Papst sprach
vom ersten Genozid des 20. Jahrhunderts. Die Turkei reagierte jeweils
emport. Sie zog ihren Botschafter aus dem Vatikan ab. Fur Prasident
Recep Tayyip Erdogan spricht der Papst "Unsinn".
Gemeinsame Erklarung
Anders sieht dies nun erstmals das offizielle Osterreich. In der
gemeinsamen Erklarung der Parlamentsparteien wird auch Zehntausender
Angehoriger anderer christlicher Bevolkerungsgruppen im Osmanischen
Reich, etwa der Aramaer, Assyrer, Chaldaer und der Pontos-Griechen
gedacht, die ebenfalls vor 100 Jahren gewaltsam zu Tode kamen.
In der Erklarung heißt es, dass es Osterreichs Pflicht sei,
die schrecklichen Geschehnisse als Genozid anzuerkennen und zu
verurteilen. Ebenso sei es die Pflicht der Turkei, "sich der ehrlichen
Aufarbeitung dunkler und schmerzhafter Kapitel ihrer Vergangenheit
zu stellen und die im Osmanischen Reich begangenen Verbrechen an den
Armeniern als Genozid anzuerkennen".
20 Parlamente haben Volkermord anerkannt
Das Verbrechen an den Armeniern mache die Notwendigkeit von
Gedachtniskulturen deutlich: "Denn das Bewusstsein fur unsere
unantastbaren Werte der Freiheit, des Friedens und der Menschenrechte
ist untrennbar verbunden mit einem wurdigen Andenken an die Opfer
von Gewalt, Verfolgung, Vertreibung und Massenmord", heißt es in dem
Papier, das am Rande der Nationalratssitzung am Mittwoch offentlich
prasentiert werden soll.
Mehr als 20 nationale Parlamente haben den Volkermord an den Armenien
bisher anerkannt. Auch fur einen Großteil der Historiker ist der Fall
klar. Ein Argument Osterreichs, die Graueltaten nicht als Volkermord
anzuerkennen, war bisher, dass die Massaker vor der UNO-Konvention
uber die Verhutung und Bestrafung des Volkermordes 1948 verubt wurden.
Freilich fand auch der Holocaust davor statt. Anfang des Monats hatte
der Okumenische Rat der Kirchen (ORKO) an Bundesprasident Fischer,
Bundeskanzler Werner Faymann (SPO), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner
(OVP) und Nationalratsprasidentin Doris Bures (SPO) appelliert, die
Republik Osterreich moge endlich den Volkermord am armenischen Volk
anerkennen und "damit dem Beispiel vieler anderer Staaten folgen".
Trotz der nunmehrigen Anerkennung durch den Nationalrat ist Osterreich
beim zentralen Gedenken an den Volkermord am 24. April in der
armenischen Hauptstadt Eriwan nur auf Botschafterebene reprasentiert:
Bundesprasident Fischer hat eine Einladung nicht angenommen.
(APA)
http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/4713249/Parlamentsklubs-verurteilen-Volkermord-an-Armeniern?from=suche.intern.portal