HOUSES OF CHRISTIANS IN ISTANBUL MARKED WITH RED AND GREEN LABELS
Der Standard
http://derstandard.at/fs/1250691242615/Ha euser-von-Christen-in-Istanbul-gekennzeichnet
Aug 5 2009
Austria
Christian houses in Ferikoy und Kurtulus, areas in Istanbul, where
many Armenians and Greeks live, were marked with red or green labels
in the past weeks.
Kurdish representatives in the Turkish parliament requested
clarification after Agos, Istanbul based Armenian newspaper, had
reported about the incident, It is still unclear who was behind
the action.
Agos editor Aris Nalci confirmed to the Austrian news-source, Der
Standard, worried and mainly older members of the Armenian community
called the newspaper and reported about the fact of small red or
green papers hung on their houses. After Agos investigated, they
noted that about 100 houses in which, not always but very often,
Armenians still live were plastered with these labels.
"We do not know what all this means," Nalci said, but some people are
worried. Demands at the city administration and the police brought
no results until now. "Nobody knows about it," says Nalci. "It can be
a bad joke; it can however also have a serious background," said Nalci.
The indictment against the nationalist Ergenekon group is accused
of having planned a coup against the government of Prime Minister
Erdogan, including planned attacks on Armenians as a tool for targeted
destabilization.
Agos newpaper and Sebahat Tuncel are now demanding that the
police carry out an official investigation to reassure the people
concerned. "They should publicly take a position," said Nalci,
"so we know what's going on."
[the original German version follows]
Hauser von Christen in Istanbul gekennzeichnet
25. August 2009, 19:03Kurdische Vertreter im Parlament verlangen
Aufklarung - Noch ist ungeklart, wer hinter der Aktion steckt
Die kurdische Parlamentsabgeordnete Sebahat Tuncel sorgt mit einer
Parlamentsanfrage uber eine mogliche Kennzeichnung christlicher Hauser
derzeit fur Aufsehen: Demnach wurden in den letzten Wochen Hauser in
Sisle und Samatya, Gegenden in Istanbul, in denen viele Armenier und
Griechen leben, mit roten oder grunen Zetteln gekennzeichnet. Tuncel
will von Innenminister Besir Atalay wissen, wer hinter dieser
Kennzeichnung steckt und welchen Sinn das haben soll.
Die Anfrage von Sebahat Tuncel geht auf einen Bericht in der
armenisch-turkischen Wochenzeitung Agos zuruck. Wie Agos-Redakteur
Ariz Nalci dem Standard bestatigte, hatten beunruhigte, "uberwiegend
altere Angehorige der armenischen Community" bei der Zeitung angerufen
und daruber berichtet, dass an ihren Hausern kleine rote oder grune
Zettel pickten. Man ging der Sache nach und stellte fest, dass rund
100 Hauser, in denen nicht immer, aber doch sehr haufig Armenier leben,
mit diesen Zetteln, die ungefahr die Große eines U-Bahn-Tickets haben,
beklebt seien.
"Wir wissen nicht, was das bedeuten soll", sagte Nalci, aber etliche
Leute seien beunruhigt. Nachfragen bei der Stadtverwaltung und der
Polizei haben bislang kein Ergebnis gebracht. "Niemand weiß davon",
sagt Nalci, weshalb nun die Abgeordnete Tuncel den Innenminister
aufgefordert hat, die Sache aufzuklaren. "Es kann ein schlechter
Scherz sein", sagte Nalci, "es kann aber auch einen ernsten Hintergrund
haben."
So geht aus der Anklageschrift gegen die nationalistische Erge-
nekon-Gruppe, der vorgeworfen wird, einen Putsch gegen die
Regierung von Ministerprasident Erdogan vorbereitet zu haben,
hervor, dass Anschlage auf Armenier als ein Mittel fur eine gezielte
Destabilisierungskampagne vorgesehen waren.
Vor zweieinhalb Jahren wurde der Chefredakteur von Agos, Hrant
Dink, vor der Redaktion von einem rechtsradikalen Jugendlichen
erschossen. Die Hintermanner dieses Mordes werden ebenfalls bei
Ergenekon vermutet.
Bis sich jetzt Sebahat Tuncel der Geschichte mit den Zetteln annahm,
war das Ganze lediglich eine lokale Geschichte. Weder der Sprecher des
griechischen Patriarchats, Dositeos Anagnostisois, noch der Pfarrer
der evangelischen Gemeinde, Holger Nollmann, wussten davon. Agos
und Sebahat Tuncel verlangen nun, dass die Polizei eine offizielle
Untersuchung vornimmt, um die Betroffenen zu beruhigen. "Sie sollen
offentlich dazu Stellung nehmen", sagte Nalci, "damit wir wissen,
was los ist."
In der Vergangenheit, zuletzt 1955, war es mehrmals zu Ausschreitungen
gegen die christlichen Minderheiten gekommen. (Jurgen Gottschlich
aus Istanbul/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2009)
Der Standard
http://derstandard.at/fs/1250691242615/Ha euser-von-Christen-in-Istanbul-gekennzeichnet
Aug 5 2009
Austria
Christian houses in Ferikoy und Kurtulus, areas in Istanbul, where
many Armenians and Greeks live, were marked with red or green labels
in the past weeks.
Kurdish representatives in the Turkish parliament requested
clarification after Agos, Istanbul based Armenian newspaper, had
reported about the incident, It is still unclear who was behind
the action.
Agos editor Aris Nalci confirmed to the Austrian news-source, Der
Standard, worried and mainly older members of the Armenian community
called the newspaper and reported about the fact of small red or
green papers hung on their houses. After Agos investigated, they
noted that about 100 houses in which, not always but very often,
Armenians still live were plastered with these labels.
"We do not know what all this means," Nalci said, but some people are
worried. Demands at the city administration and the police brought
no results until now. "Nobody knows about it," says Nalci. "It can be
a bad joke; it can however also have a serious background," said Nalci.
The indictment against the nationalist Ergenekon group is accused
of having planned a coup against the government of Prime Minister
Erdogan, including planned attacks on Armenians as a tool for targeted
destabilization.
Agos newpaper and Sebahat Tuncel are now demanding that the
police carry out an official investigation to reassure the people
concerned. "They should publicly take a position," said Nalci,
"so we know what's going on."
[the original German version follows]
Hauser von Christen in Istanbul gekennzeichnet
25. August 2009, 19:03Kurdische Vertreter im Parlament verlangen
Aufklarung - Noch ist ungeklart, wer hinter der Aktion steckt
Die kurdische Parlamentsabgeordnete Sebahat Tuncel sorgt mit einer
Parlamentsanfrage uber eine mogliche Kennzeichnung christlicher Hauser
derzeit fur Aufsehen: Demnach wurden in den letzten Wochen Hauser in
Sisle und Samatya, Gegenden in Istanbul, in denen viele Armenier und
Griechen leben, mit roten oder grunen Zetteln gekennzeichnet. Tuncel
will von Innenminister Besir Atalay wissen, wer hinter dieser
Kennzeichnung steckt und welchen Sinn das haben soll.
Die Anfrage von Sebahat Tuncel geht auf einen Bericht in der
armenisch-turkischen Wochenzeitung Agos zuruck. Wie Agos-Redakteur
Ariz Nalci dem Standard bestatigte, hatten beunruhigte, "uberwiegend
altere Angehorige der armenischen Community" bei der Zeitung angerufen
und daruber berichtet, dass an ihren Hausern kleine rote oder grune
Zettel pickten. Man ging der Sache nach und stellte fest, dass rund
100 Hauser, in denen nicht immer, aber doch sehr haufig Armenier leben,
mit diesen Zetteln, die ungefahr die Große eines U-Bahn-Tickets haben,
beklebt seien.
"Wir wissen nicht, was das bedeuten soll", sagte Nalci, aber etliche
Leute seien beunruhigt. Nachfragen bei der Stadtverwaltung und der
Polizei haben bislang kein Ergebnis gebracht. "Niemand weiß davon",
sagt Nalci, weshalb nun die Abgeordnete Tuncel den Innenminister
aufgefordert hat, die Sache aufzuklaren. "Es kann ein schlechter
Scherz sein", sagte Nalci, "es kann aber auch einen ernsten Hintergrund
haben."
So geht aus der Anklageschrift gegen die nationalistische Erge-
nekon-Gruppe, der vorgeworfen wird, einen Putsch gegen die
Regierung von Ministerprasident Erdogan vorbereitet zu haben,
hervor, dass Anschlage auf Armenier als ein Mittel fur eine gezielte
Destabilisierungskampagne vorgesehen waren.
Vor zweieinhalb Jahren wurde der Chefredakteur von Agos, Hrant
Dink, vor der Redaktion von einem rechtsradikalen Jugendlichen
erschossen. Die Hintermanner dieses Mordes werden ebenfalls bei
Ergenekon vermutet.
Bis sich jetzt Sebahat Tuncel der Geschichte mit den Zetteln annahm,
war das Ganze lediglich eine lokale Geschichte. Weder der Sprecher des
griechischen Patriarchats, Dositeos Anagnostisois, noch der Pfarrer
der evangelischen Gemeinde, Holger Nollmann, wussten davon. Agos
und Sebahat Tuncel verlangen nun, dass die Polizei eine offizielle
Untersuchung vornimmt, um die Betroffenen zu beruhigen. "Sie sollen
offentlich dazu Stellung nehmen", sagte Nalci, "damit wir wissen,
was los ist."
In der Vergangenheit, zuletzt 1955, war es mehrmals zu Ausschreitungen
gegen die christlichen Minderheiten gekommen. (Jurgen Gottschlich
aus Istanbul/DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2009)